Der Streit um den Presseclub Hannover und dessen umstrittenen Vorsitzenden Jürgen Köster hat weitere Auswirkungen auf die Sir-Greene-Stiftung, die vor fast 20 Jahren gegründet wurde, um junge Journalisten mittels Stipendien zu fördern. Bereits vor gut zwei Wochen war nahezu der gesamte Vorstand der Stiftung zurückgetreten, darunter der Vorsitzende Hans-Peter Trojek, ARD-Journalist Helge Fuhst und Martin Brüning vom Politikjournal Rundblick. Nähere Gründe für den Rücktritt nannte der Vorstand in einer E-Mail an den Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums zwar nicht, der Zusammenhang mit den Geschehnissen im Presseclub war aber unübersehbar und wurde im Hintergrund auch bestätigt.
Ausgangspunkt war ein Text des Presseclub-Vorsitzenden Köster, in dem er scharfe Kritik an Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay inhaltlich mit dem Bild der Jagd verbunden hatte. Dabei ging er zunächst auf die Jagdzeit im hannöverschen Tiergarten ein, um seinen Text dann mit den Worten „Vorbei mit der Schonzeit für Oberbürgermeister Onay“ fortzusetzen. Eine klare Entschuldigung Kösters blieb aus, der Presseclub hofft zwar auf eine weitere Zusammenarbeit mit der Stadt, realistisch erscheint das derzeit aber nicht.
Die aktuellen Vorgänge rund um den Presseclub Hannover veranlassen mich dazu, meine Mitgliedschaft im Kuratorium der ‚Sir-Hugh-Carleton-Greene-Stiftung‘ mit sofortiger Wirkung niederzulegen.
Nach dem Vorstand sind nun auch schon große Teile des Kuratoriums der Stiftung zurückgetreten. „Die aktuellen Vorgänge rund um den Presseclub Hannover veranlassen mich dazu, meine Mitgliedschaft im Kuratorium der ‚Sir-Hugh-Carleton-Greene-Stiftung‘ mit sofortiger Wirkung niederzulegen“, schrieb am vergangenen Donnerstag die stellvertretende NDR-Intendantin Andrea Lütke an den Vorsitzenden des Kuratoriums, Valentin Schmidt. Mit der Kündigung des Vorstands sehe sie „zurzeit keine Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit“.
ZDF-Journalist Matthias Fornoff schrieb in seiner Kündigungsmail, er hoffe, dass die die eigentlich gute und wichtige Arbeit der Stiftung eine Fortsetzung finde ohne die Verwerfungen der vergangenen Monate. Christiane Eickmann, Geschäftsführerin des Deutschen Journalistenverbandes in Niedersachsen schrieb, die Debatten rund um den Presseclub hätten sie nachdenklich werden lassen, ob dies die richtige Stelle sei, etwas für den journalistischen Nachwuchs zu tun.
Zum Verhängnis wird der Stiftung die enge Anknüpfung an Kösters Verein, dessen Vertreter mit der Presse oder Journalisten gar nicht mehr viel zu tun haben. Schon der Name „Sir-Hugh-Carleton-Greene-Stiftung des Presse Club Hannover“ macht die Nähe deutlich, laut Satzung gehören der Vorsitzende und der Schatzmeister des Presseclubs automatisch dem Stiftungs-Vorstand an, eine direkte Zusammenarbeit mit Köster in dem Gremium war für die bisherigen Vorstandsmitglieder offensichtlich aber nicht vorstellbar.
Die Stiftung, deren Name auf Sir Hugh Carleton Greene zurückgeht, der als Mitarbeiter der BBC nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufbau eines demokratischen Rundfunks in Deutschland verantwortete, vergab bisher jedes Jahr Stipendien an junge Journalisten, die mit der Unterstützung zum Beispiel aufwendigere Recherchen im Ausland finanzieren oder sich im Inland weiterbilden konnten. „Im Fokus der Stiftung steht, den journalistischen Nachwuchs und Qualitätsjournalismus zu fördern“, schrieben die Vorstandsmitglieder in ihrer Rücktritts-E-Mail.
Köster hat inzwischen bereits damit begonnen, die frei gewordenen Stellen in Vorstand und Kuratorium nachzubesetzen. Dabei fällt es ihm offensichtlich schwer, Journalisten für diese Aufgabe zu gewinnen. Bei den Nachfolge-Kandidaten, die dem Kuratorium vorgeschlagen wurden, handelt es sich ausschließlich um Manager und Pressesprecher, die offensichtlich keine Schwierigkeiten mit der Art und Weise haben, wie Köster den Presseclub führt und sich das Umfeld des Vereins entsprechend verändert. Köster nennt die neuen Vorstandsmitglieder „Medienschaffende“. Mit ihnen werde sichergestellt, dass die Stiftung „einen neuen Schub“ bekomme, so Köster.