Das Naturschutzgebiet „Tinner Dose“, in dem seit nunmehr drei Wochen rund 800 Hektar Moor brennen, ist mit fast 4000 Hektar das größte zusammenhängende Hochmoor in Westniedersachsen. In dem Gebiet leben zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten. Noch ist nicht klar, wie sich das Naturschutzgebiet durch das Feuer verändern wird. Doch der Schaden dürfte immens sein, da sind sich Naturschützer und das niedersächsische Umweltministerium einig.

Vor allem die Menge des Kohlenstoffdioxids, die während des Feuers freigesetzt wurde, bereitet den Umweltschützern Kopfzerbrechen. Der Umweltschutzverband Nabu sprach kürzlich von 500.000 Tonnen CO2, die bereits freigesetzt wurden. Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller betonte jedoch, dass es sich dabei um eine vorsichtige Schätzung handele. Auch die Grünen haben am vergangenen Wochenende Berechnungen angestellt und gehen mittlerweile von 2,2 Millionen Tonnen CO2 aus, die das Moor freigesetzt hat. „So viel stößt ein Kohlekraftwerk in einem ganzen Jahr aus“, sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Imke Byl. Ulrich Sippel, Referent für Moorlandschaften im Umweltministerium, wollte gestern im Umweltausschuss keine konkrete Zahl nennen. Doch er nannte das Ergebnis der Grünen „durchaus realistisch.“

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Man könne davon ausgehen, dass brennender Torf bis zu einem Zentimeter Tiefe pro Hektar etwa 20 Tonnen CO2 ausstoße. Da der Torf in der „Tinner Dose“ in einer Tiefe von durchschnittlich 50 Zentimetern brenne, würden schon rund 1000 Tonnen CO2 pro Hektar frei. „Um allerdings genau sagen zu können, wie viel CO2 freigesetzt wurde, fehlen uns bisher die wichtigsten Eckdaten. Denn solange das Feuer brennt, wissen wir nicht, wie groß und wie tief die Brandfläche tatsächlich ist“, sagt Sippel.

Ist das Feuer gelöscht, müssten zunächst Mitarbeiter des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie Proben nehmen. Diese sollen nicht nur zeigen, wie tief sich das Feuer in den Torfschichten ausgebreitet hat, sondern auch, was mit dem Torf geschehen ist. „Um den CO2-Ausstoß zu messen, müssen wir wissen, ob und zu welchen Teilen der Torf umgesetzt worden ist, oder ob er nur verkohlt ist“, sagt Sippel. Da davon auszugehen sei, dass sich das Feuer auf der gesamten Brandfläche unterschiedlich tief in die Torfschichten eingebrannt habe, dürften auch die Ergebnisse der Bodenproben unterschiedlich ausfallen.

Byl: Bundeswehr soll für Schaden aufkommen

Aus Sicht der Grünen-Politikerin Byl wirft der Brand Niedersachsen in seinen Anstrengungen zum Klimaschutz massiv zurück. Zwar ist noch kein Gesetz zum Klimaschutz beschlossen worden, in dem verbindliche Größen zur Einsparung von CO2 für Niedersachsen festgelegt wurden, doch das Land orientiert sich an den Klimazielen des Bundes, wonach bis 2020 mindestens 40 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden soll als noch 1990. Byl fordert deshalb, dass die Bundeswehr als Verursacher des Feuers nicht nur für die entstandenen Schäden am Naturschutzgebiet aufkommen muss, sondern auch für den CO2-Ausstoß.

Nach Angaben des Umweltministeriums ist es Niedersachsen bisher gelungen, den CO2-Ausstoß durch die Energieproduktion um 14 Prozent zu senken. Allerdings sind 2,2 Millionen Tonnen CO2 nur ein Bruchteil dessen, was an Kohlenstoffdioxid frei wird, wenn Moore und kohlenstoffreiche Böden austrocknen. Nach Angaben von Sippel gelangen jedes Jahr rund 10,6 Millionen Tonnen CO2 in die Luft, weil Moore und kohlenstoffreiche Böden austrocknen und damit ihre Speicherfunktion nicht mehr erfüllen können.

Sorgen bereiten dem Umweltministerium jedoch auch die Folgen für die Moorlandschaft „Tinner Dose“. Zum einen, weil die abgebrannte Hochmoorvegetation nachhaltig zerstört wurde. „Wir können noch keine Prognosen machen, ob und wie lange es dauert, bis sich der Lebensraum wieder erholt hat“, sagt Sippel. Einen wesentlichen Einfluss darauf wird auch das Löschwasser haben. „Durch den verbrannten Torf und das Löschwasser aus der Ems wird der Boden mit Nährstoffen angereichert. Das wird sich auf die Vegetation auswirken“, sagt Sippel.