
Rettungsversuch auf dünnem Eis
Die Einstimmigkeit der niedersächsischen Sparkassen kommt überraschend, zumal noch vor wenigen Monaten dort die Ansicht vorherrschte, man wolle zur Rettung der Nord/LB keinen Cent mehr beitragen. Offenbar änderten die Sparkassenoberen ihre Haltung, nachdem sie sich die Alternativen vor Augen führten. Bei einer drohenden Abwicklung der Nord/LB wäre der Stützungsfonds der Sparkassen wohl zuallererst gefordert gewesen, die dann nötigen Beträge wären viel höher gewesen. Gleichwohl ist das jetzt beschlossene Engagement des SVN, das morgen öffentlich verkündet werden soll, mit einer gehörigen Portion Skepsis und Vorsicht verknüpft. Die Sparkassen mussten mit Blick auf ihre eigene Bilanz die Bedeutung ihres jetzt beschlossenen Anteils einschätzen. Sie stützten sich dabei auf ein Gutachten von Pricewaterhouse-Coopers – und entschieden nach Rundblick-Informationen anschließend, dass die Werthaltigkeit des 280-Millionen-Beitrags „nach aktuellem Kenntnisstand nur teilweise gegeben“ sei. Die andere Alternative im Beschluss, wonach die Werthaltigkeit „gegeben“ sei, wurde verworfen. Dies hat eine Bedeutung für die Bilanzen der 42 Sparkassen, die nun einen Anteil aufbringen und diesen in ihren Geschäftsberichten verankern müssen. Es ist aber auch ein Signal, auf welch dünnem Eis sich der Rettungsversuch für die Nord/LB derzeit noch befindet.Zahl der Mitarbeiter könnte drastisch sinken
Hinter den Kulissen arbeiten Nord/LB-Vorstand, Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers und die künftigen Eigentümer eifrig an einem Business-Plan, der mit der EU-Kommission und der europäischen Bankenaufsicht abgestimmt werden muss. Angeblich soll dieser Anfang März vorliegen. Ziel ist es, der künftig geschrumpften Nord/LB ein Geschäftsmodell zu verpassen, dass eine Rendite von acht bis neun Prozent jährlich verspricht. Dies dürfte zum einen nur gehen, wenn die Mitarbeiterzahl drastisch sinkt. Statt 3500 Mitarbeiter an den deutschen Standorten wären dann womöglich nur noch 1500 verkraftbar. Zum anderen bräuchte die Nord/LB ein tragfähiges Bankprofil, das mehr bieten muss als das Profil einer Sparkasse (denn sonst entstünde eine Konkurrenz zur Sparkasse Hannover). Bisher werden Windenergie, Agrarprojekte und Flugzeugfinanzierungen als Schwerpunkte der Nord/LB genannt, das krisenanfällige Schiffsgeschäft soll es jedenfalls nicht mehr sein. Aber mehrere Landesbanken (etwa in Stuttgart oder Frankfurt) sollen schon ihre Fühler nach den lukrativen Teilen der Nord/LB ausgestreckt haben – manche von ihnen wittern offenbar die Chance, sich aus der am Boden liegenden Nord/LB die besten Stücke herausschneiden zu können. Hilbers muss das und damit den Ausverkauf der Nord/LB verhindern – denn andernfalls könnte er kein Geschäftsmodell vorlegen, das die nötigen Renditeversprechen hält.
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