Die Freiwilligen Feuerwehren leiden unter Nachwuchssorgen – und das Land will helfen. Der aktuelle Plan, die Altersgrenze für den aktiven Einsatzdienst nach oben zu schieben, hat in den Orts-, Kreis- und Bezirksfeuerwehren eine heftige Debatte ausgelöst. Die Kommunalverbände begrüßen den Plan, aus einigen Feuerwehrverbänden allerdings ertönt scharfe Kritik. Mit der Änderung des Brandschutzgesetzes soll die Reform besiegelt werden. Bisher heißt es im Gesetz, in der Einsatzabteilung einer Feuerwehr könne tätig werden, wer das 16. Lebensjahr bereits abgeschlossen und das 63. noch nicht vollendet hat. Künftig soll die Obergrenze um vier Jahre erhöht werden auf das 67. Lebensjahr. Voraussetzung ist jedoch, dass das Feuerwehrmitglied „gesundheitlich geeignet“ ist.

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Für die Arbeit der Feuerwehr äußert die Landesregierung den höchsten Respekt. Das hat gestern auch Innenminister Boris Pistorius getan, als er in Celle-Scheuen die ersten 80 Lehrgangsteilnehmer am neuen Standort der „Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz“ begrüßte. In Unterkünfte und Übungsgebäude investiert das Land dort mehr als 78 Millionen Euro. Gleichzeitig wird zwischen Regierung und Interessensverbänden über eine Änderung des Brandschutzgesetzes diskutiert. Die Kommunalverbände haben sich jetzt entschieden, die Anhebung der Altersgrenze zu befürworten. Damit hätten die Städte und Gemeinden die Chance, „die Einsatzstruktur der örtlichen Ortsfeuerwehren insbesondere bei größeren Schadenslagen sicherstellen zu können“, heißt es in der Stellungnahme. Allerdings hatte der Städtetag dafür plädiert, an 63 Jahren festzuhalten, denn dies könne als „angemessen und ausreichend“ angesehen werden, da nur wenige der landesweit rund 125.000 Feuerwehrleute diese Altersgrenze im aktiven Dienst erreichen. Die meisten würden vorher schon wegen fehlender gesundheitlicher Eignung aus der Einsatzabteilung ausscheiden. Der Landkreistag begrüßt dagegen die Reform, der Städte- und Gemeindebund äußert sich in der Stellungnahme hierzu nicht explizit.

Wie aufgewühlt diese Debatte intern bei den mehr als 3300 Ortsfeuerwehren in Niedersachsen geführt wird, zeigt ein dem Rundblick vorliegendes Schreiben des Oldenburgischen Feuerwehrverbandes (OFV), der neun Kreisverbände im Oldenburger Land vertritt, gegenüber dem Landesfeuerwehrverband in Hannover. Der OFV nennt die geplante Altersanhebung „verantwortungslos“ und beschreibt, dass viele Feuerwehrleute schon im Alter ab 55 Jahren massive Probleme hätten: Gesundheitliche Risiken seien wegen der körperlichen Belastung zu hoch, psychische ebenso. Die Tauglichkeit für Atemschutzgeräte sei oft nicht mehr gegeben. Außerdem heißt es im Brief des OFV: „Der Bezug zum ,Stand der Technik‘ dieser Altersklasse entwickelt sich konträr zu den immer anspruchsvolleren Aus- und Weiterbildungsaufgaben.“ Der OFV bittet vielmehr, den Frauen- und Migrantenanteil bei den Feuerwehren zu erhöhen und jene Feuerwehrmitglieder, die irgendwann einmal „verprellt“ worden waren, wieder zurückzugewinnen. Was die Altersregel angeht, solle man an 63 Jahren festhalten – und in Einzelfällen auf Antrag an den Kreisbrandmeister eine Erhöhung ermöglichen.