Viel zu lange haben Wolf, Schweinswal, Feldhamster und Luchs die faunistische Debatte in Niedersachsen bestimmt – jetzt kommt endlich einer, der nicht nur Probleme verursacht, sondern auch löst. Umweltminister Christian Meyer will an diesem Freitag das „Handlungskonzept Biber“ vorstellen, das von Landwirten und semiaquatischen Säugetieren gleichermaßen mit Spannung erwartet wird.
Der Biber gilt nicht zu Unrecht als Hoffnungsträger für die niedersächsische Umweltpolitik. Das Ministerium sieht in ihm so etwas wie eine Renaturierungsmaschine mit Zähnen: effizient, nachhaltig und überraschend kostengünstig. Der Biber baut Staudämme ohne Subventionsantrag, modelliert Bachläufe ohne Beteiligungsverfahren und schafft Retentionsräume ganz ohne hydraulisches Gutachten. Wo andernorts millionenschwere Projekte in Ausschreibungen, Genehmigungen und Klagen versanden, regelt der Biber das selbst. Kein Wunder, dass das Umweltministerium in ihm nicht nur die gelungene Rückkehr einer einst heimischen Tierart, sondern einen strategischen Partner sieht.

Doch wie das mit Partnern so ist: Es menschelt, auch wenn’s tierisch ist. Denn wo der Biber staut, stauen sich gelegentlich auch Ärger und Wasser – etwa auf Feldern, Wegen oder in der Nähe von Kläranlagen. Deshalb kommt nun auch das große Biberkonzept, abgestimmt mit Kommunen, Unterhaltungsverbänden, Landwirtschaft und Umweltschutz. Die Nagetiere selbst bleiben bei dem Treffen allerdings außen vor – ganz wie die Ukraine jüngst beim Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin. Der Unterschied: Hier geht es nicht um imperialistische Machtpolitik, sondern um Pragmatismus. Der Biber ist schlicht nicht bereit, an Sitzungen teilzunehmen, ohne die Stuhlbeine anzunagen.
Damit nicht nur der Biber etwas zu knabbern hat, kommen hier die Themen der aktuellen Ausgabe:
Eine Woche mit ganz viel Biss wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link