
Hochmoderne Werke in Ungarn und Rumänien
Mehrere Jugendliche berichten, wie gut es ihnen gefallen hatte bei Conti-Werkstandorten in Ungarn oder Rumänien, dass die Sprachhürden kein Problem gewesen seien, weil man sich auf Deutsch oder Englisch habe verständlich machen können. Aber immerhin, ein paar überraschende Erkenntnisse haben die Jugendlichen schon parat. In Ungarn und Rumänien habe er keine alten, zerfallenen Gebäude und Fabriken gesehen, sondern im Gegenteil hochmoderne, meint Kevin. „Das liegt wohl vor allem daran, dass die Werkstandorte dort neu sind und eben auch moderner“, vermutet die Kanzlerin. David sagt, in einigen rumänischen Familien merke man schon große Armut, aber doch eine hohe Zufriedenheit. „Der Lebensstandard steigt, wenn Europa stärker zusammenwächst – und mit vielen Struktur- und Sozialfonds versuchen wir auch, Unterschiede abzubauen“, betont Merkel. Ein Mädchen will wissen, warum man gerade in Deutschland oft so missmutig auf die Fremden schaue, die hierhergekommen sind. „Wenn man miteinander spricht, kann man viele Vorbehalte abbauen – die allermeisten Menschen sind bereit zu kommunizieren“, antwortet die CDU-Chefin, die vor „Stereotypen“ warnt und betont: „Es gibt zum Beispiel auch in Deutschland ganz viele Leute, die unpünktlich sind. Ich kenne viele davon.“"Brexit? Da mische ich mich nicht ein."
Ein paar Reizworte kommen zur Sprache. Ob man noch einmal über den Brexit abstimmen lassen sollte? „Da mische ich mich nicht ein“, sagt Merkel, um gleich nachzusetzen: „Ich würde es auch bevorzugen, wenn die Briten in der EU blieben.“ Immerhin sei man doch „befreundet“. Ob man gerade in Ungarn und Rumänien, wo viele der jungen Conti-Mitarbeiter Erfahrungen sammelten, auf die Demokratie aufpassen muss? Merkel geht auf die Rechtspopulisten in Budapest und die Linkspopulisten in Bukarest, die dort die Gewaltenteilung und demokratische Grundwerte mit Füßen treten, nicht direkt ein, aber dafür indirekt: „Zur Demokratie gehört mehr dazu als die Wahl einer Regierung. Es geht um Minderheitenrechte, eine unabhängige Justiz und die unabhängige Presse.“ Ein Jugendlicher schildert von traumhaften Zuständen, wenn er in Rumänien telefonieren wollte – und überall einwandfreies Netz in Höchstqualität hatte. Merkel verspricht, hier werde man jetzt aufholen, räumt aber selbstkritisch ein: „Da kann man mal sehen: Wir denken immer, wir sind die Besten. Aber beim genauen Hinsehen merken wir: Das sind wir gar nicht.“Niedersachsen am Sonntag: Abonnieren Sie kostenlos den einzigen politischen Sonntags-Newsletter in Niedersachsen - einfach hier klicken.
Als sich der Abend dem Ende nähert, versucht Merkel noch, ein paar bisher schweigsame Jugendliche gezielt anzusprechen und zu ermuntern, darunter den dunkelhäutigen Ismail aus dem Sudan, über dessen Asylantrag noch nicht entschieden wurde, der aber selbstständig angefangen hat, Deutsch zu lernen – mit hörbar guten Erfolgen. Das nötigt der Kanzlerin Respekt ab: „Super, wie Sie das hinbekommen haben“, meint sie. (kw)