Dirk Stenkamp, Vorstandsvorsitzender von TÜV Nord mit Sitz in Hannover, will mit dem Konzern zusätzliche Geschäftsfelder im Bereich der Energie-, Mobilitäts- und Digitalwende erschließen. „Wir sind der einzige weltweit tätige Prüfdienstleister, der sowohl unter der Erde, auf der Erde als auch über der Erde tätig ist“, sagte Stenkamp bei der Jahrespressekonferenz.

Seine Bergbauexpertise setzt der Konzern bei einem neu entwickelten Zertifizierungssystem für nachhaltige Rohstoffe ein, das eine Antwort auf die Lieferkettensorgfaltspflichtgesetze in Europa darstellt. Zusammen mit „namenhaften Pilotkunden“ aus der Automobilindustrie habe die TÜV-Nord-Gruppe den Standard „Cera 4in1“ entwickelt. Dadurch lassen sich von der Gewinnung bis zum Einsatz im Endprodukt die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Graphit oder Silizium nachweisen, berichtete Stenkamp. Im Weltraum will TÜV Nord bei der Kommerzialisierung der Raumfahrt und der Nutzung von Ressourcen neue Marktsegmente erschließen.
Künstliche Intelligenz kommt beim Prüfdienstleister nicht nur immer häufiger zum Einsatz, sondern wird auch kritisch untersucht. Wirtschaftlich befindet sich die TÜV-Nord-Gruppe weiter im Aufwind. Im Geschäftsjahr 2023 stieg der Konzernumsatz um 9,1 Prozent auf fast 1,6 Milliarden Euro. Einen kleinen Dämpfer erlebte die Bilanz zwar durch den Verkauf von „TÜV Nord Bildung“ an das Kolping-Bildungswerk. Anstatt auf öffentlich geförderte Bildung konzentriert sich der Konzern jedoch lieber auf die privatwirtschaftlich finanzierten Angebote seiner „TÜV Nord Akademie“. Die angedachte Gründung einer eigenen Hochschule ist laut Personalvorständin Astrid Petersen vom Tisch, stattdessen will der Konzern weiterhin auf Kooperationen setzen.
