Als Kind der Region und Wahl-Hannoveraner fällt es mir leicht und schwer zugleich, über die Schattenseiten Hannovers zu schreiben. Leicht, weil ich sie kenne. Und schwer, weil ich Hannover eben auch sehr gut leiden kann. Um es in hannöversch zu sagen: die Stadt ist mir nicht ganz unsympathisch. Ja, und genau das ist schon das Problem: Hannover und seine Bewohner neigen so zum Mittelmaß, zum Nicht-Übertreiben, zum Unaufgeregten. Ob’s stimmt, sei zunächst mal dahingestellt. Der Ruf ist da – was fängt man nun damit an?
Dossier: Die Baustellen der Landeshauptstadt
Ist Niedersachsens Landeshauptstadt keine Reise wert? Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Drei-Quellen-Mediengruppe finden nur neun Prozent der Befragten Hannover attraktiv. Unbeliebter ist nur Saarbrücken. Dieses Ergebnis hat in Hannover für viel Verwunderung gesorgt. Deshalb blicken wir nun genauer hin auf die Baustellen dieser Stadt. Das Dossier zur Hannover-Serie
Am Donnerstag erreichte diese Debatte, die neu entfacht wurde durch eine Allensbach-Umfrage im Auftrag unseres Verlags, der Drei-Quellen-Mediengruppe, nun den Rat der Landeshauptstadt Hannover. Im Kuppelsaal des HCC erklärte die CDU-Ratsfraktion: „Das Ergebnis ist sehr ernüchternd. Es ist leider nicht die erste Umfrage, die Hannover ein schlechtes Image attestiert. Zu Unrecht! Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse für Hannover zu ziehen.“
Welche Schlüsse der Rat der Landeshauptstadt gezogen hat, lesen Sie heute im Rundblick.
Wo im Dezember nun Oberbürgermeister Belit Onay das Image unserer Landeshauptstadt verteidigte, stand im Oktober noch die glamouröse Barbara Schöneberger auf der Showbühne. Ob sie bei dieser Gelegenheit ihren Song „Zu hässlich für München“ präsentiert hat, weiß ich nicht. Gepasst hätte es:
„Bin ich zu hässlich für München, / Zu dumm für Berlin, / Zu trendy für Bautzen, / Zu prollig für Wien / Zu pleite für Hamburg / Zu reich für Schwerin / Manchmal hab ich das Gefühl, / Dass ich zu durchschnittlich bin, / Ich glaub, ich zieh nach Hannover, / Denn da gehöre ich hin.“
Der Text ist wenig schmeichelhaft, aber irgendwie auch passend, finden Sie nicht? Für das gesamte Hörvergnügen klicken Sie doch mal hier:
Und wenn Sie dann schon bei den Musikvideos gelandet sind, empfehle ich Ihnen noch eine andere Hannover-Hymne – und zwar von einem, der sich mit dieser Stadt wirklich auskennt:
„Was für eine Stadt / Am hohen Ufer / Liebe auf den dritten Blick / Und dafür umso mehr / Stadt mit Herz und mit Merz / Mit Leibniz und mit Keks“
Der Schwitter’sche Merz, von dem in diesem Lied von Matthias Brodowy die Rede ist, hat übrigens maximal wenig mit dem Merz zu tun, auf den sich am heutigen Freitag noch einmal sämtliche Hauptstadtscheinwerfer richten werden. Am frühen Freitagnachmittag soll in Berlin bekanntgegeben werden, wem die Mitglieder der CDU Deutschlands ihr Herz schenken. Vielleicht gelingt es ja nun endlich dem Merz – Liebe auf den dritten Blick?

Die Christdemokraten sind mit ihrer Mitgliederbefragung zur Vorsitz-Frage (für Unionsverhältnisse) ganz neue, auch digitale Wege gegangen. Das will man in Zukunft auch in der hannoverschen Landeskirche so machen, wie wir heute im Rundblick berichten. Zwar fragt man nicht alle Kirchenmitglieder, ob ihnen der neue Bischof gefällt. Aber zumindest die Wahlen der Kirchenvorstände sollen im nächsten Durchgang standardmäßig online durchgeführt werden können.
Der klassische Urnengang scheint so sehr ein Auslaufmodell zu sein wie der Kirchgang am Sonntag. Als überzeugter Mittelmaß-Hannoveraner und Gelegenheits-Kirchgänger würde ich beschwichtigend zusammenfassen: Die Form mag sich wandeln, aber der Inhalt bleibt. Ob das auf Friedrich Merz und die CDU auch zutreffen wird?

Konkrete Formen hat derweil auch der neue Doppelhaushalt des Landes Niedersachsen angenommen. Am Donnerstag hat der Landtag in seiner letzten Sitzung des Jahres die Finanzen für 2022 und 2023 verteilt. Worauf es da ankommt, lesen Sie heute natürlich im Rundblick: Einfach auf den rosa Button klicken und los geht’s – so einfach wie die Vorstandskür in CDU und Kirche.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Wochenende
Niklas Kleinwächter