Lehrer dringend gesucht: Schwieriger Start des neuen Schuljahrs
Die Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen wird im kommenden Schuljahr voraussichtlich nur bei 98 Prozent liegen. Das hat Kultusministerin Frauke Heiligenstadt in Hannover zum Start des neuen Schuljahres angekündigt. „Das ist kein zufriedenstellender Wert“, machte Heiligenstadt deutlich. Das Ziel sei, soviel Unterricht wie möglich erteilen zu lassen. Der Pflichtunterricht sei aber in jedem Fall gesichert.
Zum ersten Halbjahr wurden laut Heiligenstadt 2700 Lehrerstellen ausgeschrieben. Davon konnten 2040 Stellen besetzt werden. „Der Markt für Lehrer ist nahezu leergefegt“, erläuterte die Ministerin. Alle Bundesländer suchten händeringend nach Lehrerkräften. „Es scheitert in Niedersachsen nicht an Stellen und am Geld – wir müssen die Menschen für die Stellen finden“, so Heiligenstadt.
[caption id="attachment_12253" align="aligncenter" width="600"] Kultusministerin Frauke Heiligenstadt: "Kein zufriedenstellender Wert" - Foto_ SPD-Fraktion Nds.[/caption]
Mit einem 17-Punkte-Programm will sie nun neue Lehrer gewinnen. Darin ist unter anderem vorgesehen, den Quereinstieg an Grundschulen und in das Referendariat zu vereinfachen. Zudem sollen Ganztagsschulen nachmittags nun doch wieder mehr mit Vereinen zusammenarbeiten können, damit Lehrer stärker für den Pflichtunterricht zur Verfügung stehen. Das Kultusministerium setzt außerdem auf pensionierte Lehrer, die reaktiviert werden sollen.
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Durch die Flüchtlingsbewegungen seien seit März vergangenen Jahres 36.000 Schüler mit geringen Deutschkenntnissen an die Schulen in Niedersachsen gekommen. Das sei zahlenmäßig etwa ein halber Einschulungsjahrgang. So etwas bleibe eben nicht folgenlos, sagte Heiligenstadt und sprach von einer historischen Herausforderung.
Scharfe Kritik gab es von der Opposition im Landtag. „Wir befürchten, dass die Unterrichtsversorgung sogar deutlich unter 98 Prozent liegen wird. Immerhin wurden Lehrerstellen einberechnet, die noch gar nicht besetzt sind“, monierte Kai Seefried, schulpolitischer Sprecher CDU-Fraktion, im Gespräch mit dem Rundblick. Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling bezeichnete den prognostizierten Wert der Unterrichtsversorgung als Katastrophe. Er befürchtet zudem, dass der 17-Punkte-Plan keine größeren positiven Auswirkungen auf die Unterrichtsversorgung haben wird.
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