Alle Daten und Fakten liegen jetzt auf dem Tisch. Der Ball liegt im Spielfeld der Arbeitgeber. - Laura Pooth
Trotz der Belastung durch die Arbeitszeit geht den Lehrern Zeit für Unterricht verloren. Der Studie zufolge machte im Jahr 1960 der Unterricht bei einer Grundschullehrerin noch 50 Prozent der Arbeitszeit aus. Jetzt sind es nur noch 40 Prozent. Auch die „unterrichtsnahe Lehrarbeit“ wie zum Beispiel Vorbereitung oder Korrekturen sank von 33 auf 25 Prozent. Enorm gestiegen ist dagegen der Anteil der sonstigen Arbeit. Er lag 1960 noch bei 17 Prozent und macht jetzt mehr als ein Drittel der Arbeit aus. Gemeint sind damit zum Beispiel Arbeitsgruppen, Organisation oder Weiterbildungen. Dieselbe Entwicklung ist auch bei Gymnasiallehrern zu beobachten.
Möchten Sie den Inhalt von www.facebook.com laden?
„Wir finden jetzt durch die Forschung bestätigt, dass uns die Zeit fehlt. Kollegen hatten uns das auch immer wieder berichtet“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, bei der Vorstellung der Studie in Hannover. Bei den Lehrern würden seit Jahrzehnten immer neue Aufgaben draufgesattelt, ohne die Pflichtstundenzahl zu reduzieren. Die neue Studie mache nun deutlich, dass die Arbeitszeit von Lehrern sehr wohl bestimmbar ist. Der Arbeitgeber kann sich nicht mehr herausreden“, sagte Laura Pooth, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen. „Alle Daten und Fakten liegen jetzt auf dem Tisch. Der Ball liegt im Spielfeld der Arbeitgeber.“ Sie forderte, die Unterrichtsverpflichtung zu senken, damit es mehr Zeit für die Schüler gebe. Angesichts des massiven Lehrermangels müsse es zumindest ein Signal der Entlastung seitens der Politik geben. Diese Entlastung müsse kommen, sobald sich die Lage entspannt habe.
Laut Kultusminister Grant Hendrik Tonne wird das Expertengremium zur Lehrer-Arbeitszeit die von der GEW beauftragten Studien auch künftig als wissenschaftliches Material einbeziehen. Die Landesregierung räume dem Themenspektrum Lehrerarbeitszeit und Entlastung der Lehrer eine hohe Priorität ein. „Überlastungen bei der Arbeitszeit müssen behoben und Entlastungen im Schulalltag umgesetzt werden“, sagte Tonne. Man wolle zusammen mit Lehrerverbänden und Lehrergewerkschaften eine konsensfähige Lösung finden. Die Grünen im Landtag forderten angesichts der Studie zügige Antworten von Tonne. „Wir sehen es mit großer Sorge, dass sich seit Jahren die Alarmmeldungen häufen“, sagte die Bildungspolitikerin der Grünen, Julia Willie Hamburg. Es sei ganz klar, dass Lehrer weitere Entlastung benötigten. Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling appellierte an den Kultusminister, der FDP-Forderung nach einer neuen Arbeitszeitverordnung ebenso nachzukommen wie der nach einer Erhöhung der Gehälter aller Lehrer auf mindestens A13. „Das ist eine Frage der Wertschätzung des Lehrerberufes und der Qualität der Bildung unserer Kinder“, so Försterling.