Wenn in meinem Freundeskreis jemand den Politikbetrieb als Kindergarten zu verunglimpfen sucht, kommt immer einer um die Ecke, der noch einen drauflegt: „Damit tut man den Kindern aber unrecht“, heißt es dann. Besonders viel Respekt vor dem Parlament drücken solche Äußerungen nicht gerade aus, was zu denken geben mag.
Aber was soll man auch anderes denken, wenn sich die Abgeordneten gegenseitig vorhalten, unredlich, unanständig und unmoralisch zu sein – oder sieben Minuten reden zu können, ohne etwas zu sagen. Das klingt wie altkluge Zankerei am Klettergerüst. Geradezu erwachsen wirkt da schon der Vorwurf, der andere sei „kommunalpolitisch nicht sonderlich gut vernetzt“. Kindergarten kann man dazu gar nicht sagen.

Doch den Kindergarten haben die Mitglieder des niedersächsischen Landtags am Mittwochmorgen tatsächlich selbst heraufbeschworen. „Das ist doch kindergartenleicht“, sagte Marco Mohrmann (CDU) und erklärte, dass „erst der Kranich und dann Pute und Geflügel“ vom Vogelgrippe-Virus dahingerafft werden. Das weiß doch jedes Kind. Wussten Sie es?
Dass die Ausbreitung „kinderleicht zu erklären“ sei, hält Christian Schroeder (Grüne) derweil für „Quatsch“ und sein Fraktionskollege Pascal Leddin erinnerte: „Bloß weil das Kind die Augen verschließt und das Feuer nicht sieht, ist es doch nicht weg!“ Man hätte es auch Vogelstrauß-Prinzip nennen können. Aber Analogien aus der Tierwelt sind immer schwierig, und da hatte auch schon ein Telefon wie ein Hahn krähend die Plenardebatte unterbrochen.
Smartphones sollten vielleicht nicht nur im Kindergarten, sondern auch im Plenarsaal nichts zu suchen haben – oder zumindest stummgeschaltet werden. Sonst fragt am Ende noch jemand aus meinem Freundeskreis: „Sitzen da etwa Vögel im hohen Haus?“
Unsere Themen heute:
Kinder an die Macht!
Ihr Niklas Kleinwächter


