Die Bezahlung der Lehrkräfte mit A 13 oder E 13 wie am Gymnasium ist unumgänglich.
Beim niedersächsische Philologenverband hieß es, man sehe derzeit keinen Grund für Optimismus. Der Minister unterschätze die Lage in fahrlässiger Weise, kritisierte der Verbandsvorsitzende Horst Audritz. „Der Optimismus, den der Minister angesichts der weiterhin untragbaren Abordnungspraxis sowie der für die Umstellung auf G9 fehlenden Lehrkräfte an den Tag legt, ist ein Affront für die Lehrkräfte an unseren Schulen.“ Der Kultusminister wies derweil noch einmal darauf hin, dass der Markt für Gymnasiallehrer künftig eher gesättigt sein werde. Mit guten und sehr guten Abschlüssen habe man immer noch gute Einstellungschancen. „Die sicheren Einstellungen liegen aber eher bei Grund-, Haupt- und Realschulen“, sagte Tonne. „Man muss fair miteinander umgehen. Es wird eine Veränderung zu vorherigen Einstellungsdurchgängen geben.“
Zum Schulhalbjahr wurden von den 1350 ausgeschriebenen Stellen bis gestern 1164 besetzt. Tonne zeigte sich optimistisch, dass am Ende erneut eine Quote von rund 90 Prozent erreicht werden könne. Man liege auch beim zahlenmäßigen Vergleich der neuen und ausscheidenden Lehrkräfte zum Halbjahr wieder im Plus. Den knapp 1200 neuen Lehrern stünden 780 Lehrkräfte gegenüber, die die Schulen verlassen. Unbefriedigend seien die Zahlen noch an den Oberschulen, hier wurden bis gestern landesweit 157 Lehrer eingestellt. Der Kultusminister hofft aber, dass hier gegen Ende des Verfahrens die Zahlen noch einmal steigen. Man stelle fest, dass es bei Bewerbern eine gewisse Tendenz des Zuwartens gebe. „Ich empfehle aber dringend, offene Stellen anzunehmen.“ Die Vermutung, es könnte sich in den letzten Tagen des Bewerbungsverfahrens Überraschendes tun, sei falsch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen (GEW) bemängelte, sämtliche ausgeschriebene Stellen hätten vor allem deswegen nicht vollständig besetzt werden können, weil das Land seine Lehrkräfte an Grund-, Haupt-, Real- und Oberschulen deutlich schlechter bezahle als an den anderen Schulformen. „Die Bezahlung der Lehrkräfte mit A 13 oder E 13 wie am Gymnasium ist unumgänglich. Nach dem ersten Schritt zum 1. August 2020 muss jetzt die nächste Stufe beschlossen werden“, forderte die GEW-Vorsitzende Laura Pooth.
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Tonne kündigte am Mittwoch auch die Einführung von Informatik als Pflichtfach zum Schuljahr 2023/2024 an. Zunächst wird es eine Stunde pro Woche in den zehnten Klassen geben, ein Jahr später dann auch eine Stunde in den neunten Klassen. Eine schrittweise Einführung sei notwendig, weil es auf dem Markt noch nicht genügend Informatiklehrer gebe. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN), forderte, das Wissenschaftsministerium an dieser Stelle umgehend einzubinden. „Es müssen jetzt schnell die entsprechenden Lehrkräfte eingestellt und überhaupt erst ausgebildet werden. Bisher gibt es wenige Fakultäten dafür“, so Müller.