
Keine Rückholung, stattdessen ein Zwischenlager?
Wirklich neu sei an dem BGE-Rückholplan nur die Bestimmung von Standorten für Konditionierungsanlagen und ein Zwischenlager für Atommüll. Doch genau dieser Schritt bereitet den Atommüll-Gegnern nun Sorgen. Denn während bei der Planung für die Rückholung des Atommülls aus der Asse seit geraumer Zeit Stillstand herrscht, geht es bei der Planung für die neue Konditionierungsanlage sehr viel zügiger voran. Heike Wiegel vom Asse 2-Koordinationskreis befürchtet nun, dass demnächst die Rückholung gänzlich abgesagt wird, und stattdessen in unmittelbarer Nähe zur Asse ein neues Zwischenlager samt Aufbereitungsanlage entsteht, das dann aber gar nicht mehr für den Asse-Müll gebraucht wird. Wiegel meint, es werde daran gearbeitet, die Schachtanlage zu fluten, aber nichts dafür, dass der Atommüll nach einer möglichen Bergung abtransportiert werden kann.Lesen Sie auch: Landtagsabgeordnete aus Wolfenbüttel verärgert über Arbeit der BGE Kamera-Posse nährt erneut Zweifel an der Atommüll-Rückholung aus der Asse Asse: Neue Zweifel an Atommüll-Bergung
Riekeberg geht sogar so weit, zu sagen, die gesamte Rückholung sei nur ein Vorwand, um in zentraler Lage eine solche Anlage zu errichten, die zum Beispiel mit nur rund 25 Kilometern Entfernung zum potentiellen Atommüll-Endlager im Schacht Konrad eine strategisch günstige Position hätte. Pläne für eine Autobahnverbindung, die um Wolfenbüttel herum am Asse-Bergwerk vorbeiführen soll, nähren Riekeberg in seiner Theorie, dass die staatlichen Institutionen längst einen anderen Plan verfolgen, als die ursprünglich 2010 beschlossene Rückholung des Atommülls. Die Asse-Gegner sind vom BGE-Plan auch enttäuscht, weil bei der Suche nach einem geeigneten Standort für die Aufbereitungsanlage kein „fairer Vergleich“ mit solchen Regionen vorgenommen worden sei, die deutlich weiter von der Asse entfernt liegen. Nun fürchten sie in doppelter Hinsicht, den Kürzeren zu ziehen: Erst stoppt man die Rückholung und dann kommt womöglich auch noch der Atommüll aus der gesamten Republik zum neuen Zwischenlager.
Wir sehen: Es wird nichts dafür, aber viel dagegen getan
Wiegel sieht die nächsten Schritte schon recht deutlich auf die Betroffenen zukommen. Zunächst führt sie aus, dass das Asse-Gesetz einen Abbruch der Rückholung vorsieht, wenn die Risikobewertung davon ausgeht, dass von der Rückholung eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht. Eine sogenannte Konsequenzen-Analyse, die im neuen Rückholplan der BGE angekündigt wird, könnte diese Bewertung dann bald feststellen. Hinzu käme ein neu berechneter Langzeitsicherheitsnachweis. Wiegel meint, dass aufgrund von neuen Berechnungsparametern dabei herauskommen könne, dass von dem im Asse-Bergwerk verkippten Atommüll keine allzu große Gefahr mehr ausgehe. Da man nach dem neuen Strahlenschutzgesetz nun ein „realistisches“ statt eines „konservativen“ Berechnungsmodells verwendet, fürchtet Wiegel, dass nun „komplett andere Werte herauskommen“ und dass das schließlich für den Abbruch sorgt. Ihren Ausführungen zufolge wird staatlicherseits aktuell daran gearbeitet, sowohl der Möglichkeit als auch der Notwendigkeit einer Rückholung des Atommülls die Grundlage zu entziehen. „Wir sehen: Es wird nichts dafür, aber viel dagegen getan“, sagte Wiegel.