17. Jan. 2023 · 
P und P

Kornblum, Götz oder doch Tonne: Mehrere Namen kursieren für das Innenministerium

Der Weggang von Boris Pistorius nach Berlin reißt tatsächlich eine Lücke in der niedersächsischen Landespolitik. Bald zehn Jahre lang war das Innenministerium auf den heute 62-jährigen Juristen Pistorius zugeschnitten – eine Behörde, die im Ruf steht, klar und effektiv aufgestellt zu sein. Wer kann dieses Amt übernehmen? Mehrere Namen kursieren. Innen-Staatssekretär Stephan Manke (SPD) ist nicht darunter, denn Manke gilt als jemand, der die Rolle des Staatssekretärs – eines stillen Begleiters des Ministers, der im Hintergrund bleibt – perfekt verinnerlicht hat. Manke, früher Landrat von Goslar, würde sich wohl in der ersten Reihe des Ministeriums schwer tun.

Wer aber kommt sonst in Betracht. Über einige Politiker wird spekuliert:

Boris Pistorius wechselt nach Berlin, aber wer folgt? Im Gespräch für den Posten des niedersächsischen Innenministers sind etwa Thorsten Kornblum, Alexander Götz oder Grant Hendrik Tonne | Foto: SPD Nds; Stadt Braunschweig; Daniela Nielsen; Schadewald Fotografie; SPD Nds

Grant Hendrik Tonne: Der nach der Landtagswahl vom Kultusministerium an die Spitze der SPD-Fraktion gewechselte Jurist aus dem Kreis Nienburg gilt als der stärkste Kandidat aus dem SPD-Bezirk Hannover. Es ist nicht so, dass Tonne sich in seiner neuen Rolle nicht wohl fühlen würde. Aber für das Innenministerium wird ein erfahrener Politiker gesucht, der sich in den Themen auskennt, ein sicheres Urteilsvermögen und gute Führungsqualitäten hat. Alles wird dem 46-jährigen Tonne bescheinigt. Dass er aus dem SPD-Bezirk Hannover kommt, spricht eher für ihn – denn mit Pistorius‘ Weggang würde die Chance genutzt, das Übergewicht der SPD Weser-Ems in den Führungsfunktionen abzubauen. Sollte er zum Zuge kommen, müsste sich die SPD-Fraktion einen neuen Vorsitzenden suchen, dann käme wohl der Bildungspolitiker Stefan Politze aus Hannover zum Zuge.



Thorsten Kornblum: Der 41-jährige Oberbürgermeister von Braunschweig steht erst seit knapp einem Jahr an der Spitze der Stadtverwaltung der zweitgrößten Stadt des Landes. Ihn von dort jetzt abzuziehen und an die Spitze des Innenministeriums zu setzen, kommt eigentlich zu früh. Eigentlich müsste Kornblum erst seine Eignung als OB unter Beweis stellen. Aber auf der anderen Seite hat sich der im Emsland geborene Jurist schon als langjähriger Büroleiter von Pistorius profiliert, er wird im Innenministerium geschätzt und könnte problemlos die Amtsgeschäfte übernehmen. In den innenpolitischen Fachfragen kennt er sich hervorragend aus. Noch dazu könnten die Braunschweiger, die sich nach der Bildung der neuen Landesregierung benachteiligt sehen, mit Kornblum als neuen Innenminister entschädigt werden.


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Alexander Götz: Der Vize-Geschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen war bis 2021 fünf Jahre lang Leiter der Kommunalabteilung im Innenministerium – und wurde in dieser Rolle parteiübergreifend akzeptiert. Götz gilt als derjenige, der auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 die Unterbringung organisiert und den Kontakt zu den Landräten optimal hergestellt hatte. Zugleich merkt man ihm die wissenschaftliche Prägung an, er war zehn Jahre enger Mitarbeiter des Verwaltungswissenschaftlers Joachim Jens Hesse und hat in dieser Rolle mehrere Gutachten, etwa zur niedersächsischen Verwaltungsreform, geschrieben. Götz wohnt mit seiner Familie im ostfriesischen Neuharlingersiel.


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Wenig Chancen werden indes anderen möglichen Kandidaten zugesprochen: Frieslands Landrat Sven Ambrosy hat sein neues Amt als Präsident des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) gerade erst übernommen. Dass Staatskanzleichef Jörg Mielke auf einen Ministerposten wechselt, gilt als unwahrscheinlich – denn er fühlt sich inzwischen wohl als jemand, der in der zweiten Reihe steuert und nicht in der ersten. Fraktionsvize Sebastian Zinke, ein früherer Polizist, könnte das Innenressort sicher gut leiten. Doch er zählt wie Mielke zum SPD-Bezirk Nord-Niedersachsen, der mit Sozialministerin Daniela Behrens schon stark repräsentiert ist. Gegen den Aufstieg von Wiard Siebels zum Innenminister, des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Landtagsfraktion, spricht auch der Bezirksproporz. Der Ostfriese gehört zum Bezirk Weser-Ems, der bereits stark repräsentiert ist in Führungsfunktionen der SPD.

Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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