13. Juni 2017 · 
Umwelt

Koordinationskreis fordert Öffnung der Asse II-Stollen

Neuer Betreiber, neues Glück heißt es derzeit beim Koordinationskreis Asse II. Im vergangenen Monat hat die neu gegründete Bundesgesellschaft für Endlagerung (BFE) die Verantwortung für das unterirdische Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel übernommen und damit auch für die dort eingelagerten Fässer mit Atommüll. Der Koordinationskreis hofft jetzt auf eine bessere Zusammenarbeit als mit dem vorigen Betreiber, dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). „Das gibt uns die Chance, fehlerhafte Maßnahmen des ehemaligen Betreibers zu korrigieren“, sagte Koordinationskreis-Mitglied Andreas Riekeberg gestern vor Journalisten. Vor allem aber hofft das Bündnis aus Bürgerinitiativen, Naturschutzorganisationen und Kommunalpolitik, durch die Übernahme wieder mehr Einfluss gegenüber dem Bund auf den Rückholprozess der Fässer aus dem maroden Bergwerk nehmen zu können. Zudem fordert der Koordinationskreis eine Stärkung seiner Position durch die Politik. Nötig sei eine neue Bestimmung im Atomgesetz, die die Betreiber künftig dazu verpflichtet, Anträgen zu geplanten Maßnahmen auch kritische Bewertungen von Wissenschaftlern beizulegen. Fehlten solche Stellungnahmen oder seien sie unvollständig, solle die Genehmigungsbehörde auf einer Nachbesserung des Antrags bestehen. Zudem solle der Bund im Atomrecht genauer definieren, was das Arbeiten auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik bedeutet. Sprich: Welcher Umgang mit Atommüll gilt derzeit als der Vernünftigste? https://www.youtube.com/watch?v=CcPdogW1W-I&index=18&list=PLPs8ixa250JWxWTZtWIcCI7oBPZB4L4ab Hintergrund für diese Forderung ist die Entscheidung des BfS, den Vorschlägen des Koordinationskreises nicht zu folgen und stattdessen die Zugänge zu den mit Atomfässern gefüllten Stollen zuzubetonieren. Der Beton soll als Schutz im Notfall dienen, falls Teile der Stollen einbrechen und weit mehr als die momentan normale Wassermenge in die Stollen hineinläuft. Aus Sicht des Koordinationskreises, der sich auf die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen stützt, ist das aber der falsche Weg. „Das kontaminierte Wasser so lange drin halten wie möglich, war 2009 vertretbar, als von einer Rückholung der Fässer noch nicht die Rede war“, sagt Heike Wiegel, Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative „aufpASSEn“. Doch im Hinblick auf die zukünftige Bergung des Atommülls sollten alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, die Fässer möglichst vom Wasser fernzuhalten und die fließenden Wassermengen genau zu überwachen. Bei zubetonierten Gängen sammle sich das Wasser am Boden und die Fässer rosteten durch. An einer Stelle im Südwesten der Asse II sei das schon zu beobachten. Der Koordinationskreis hatte dem BfS drei Vorschläge gemacht, wie die Gänge geschlossen werden könnten, ohne auf eine Drainage zu verzichten. „Das BfS hat unsere Vorschläge entweder ignoriert oder absurd verändert, um sie dann abzulehnen“, sagt Wiegel. So stelle sie sich keine Bürgerbeteiligung vor. Von der BFE erwarte man nun, die Stollen wieder zu öffnen und die radioaktive Lauge abzupumpen. https://www.youtube.com/watch?v=VDt1Q4SAlAM&index=5&list=PLPs8ixa250JWxWTZtWIcCI7oBPZB4L4ab Um künftig stärker gegenüber den Bundesbehörden auftreten zu können, will der Koordinationskreis zudem den Runden Tisch wieder einführen. Regelmäßig sollen sich Vertreter der Politik, der Bürger und der Naturschutzverbände zusammensetzen und beraten, damit der Kreis anschließend eine von einer Mehrheit getragene Linie gegenüber den Behörden vertreten kann. Zudem solle es künftig Analysen des Begleitprozesses geben. „Bei der Asse braucht es einen langen Atem“, sagt Riekenberg. Deshalb wolle man keine Kraft mehr auf interne Unstimmigkeiten verschwenden.
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Dieser Artikel erschien in Ausgabe #110.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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