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Für Ulf Prange, Verfassungspolitiker der SPD-Fraktion, ist es gar „absolut zwingend“ sowohl den Klimaschutz als auch die Klimaanpassung in die Landesverfassung aufzunehmen, wie er gestern im Landtag ausführte. Die Verfassungsänderung führe aber auch konkret zu einer „Optimierungspflicht“ bei allen Trägern staatlichen Gewalt.
Birkner warnt vor "Klimaabsolutismus"
Gerade den appellativen Charakter des neuen Staatsziels kritisieren jedoch die Grünen und stimmten deshalb nicht zu. Deren umweltpolitische Sprecherin Imke Byl sprach sich stattdessen für einen „Klimavorbehalt“ in der Landesverfassung aus. „Ihre Verfassungsänderung soll nicht zu einer Änderung der Landespolitik führen“, beklagte Byl, an die Große Koalition gewandt. Der Vorschlag der Grünen hätte dazu führen sollen, dass künftig alle Gesetze auf ihre Wirkung für den Klimaschutz überprüft werden müssten. Der FDP-Fraktionschef Stefan Birkner wiederum tadelte den Vorschlag der Grünen als „höchst gefährlich“ und vermutlich verfassungswidrig. Der Liberale fürchtet, der Klimavorbehalt führe direkt zu einem „Klimaabsolutismus“, da ein einzelnes Staatsziel über alle anderen gestellt würde. Zur Verfassungsänderung der Großen Koalition sagte Birkner jedoch, er „halte es für richtig und vertretbar, hier eine Ausdifferenzierung vorzunehmen.“ Dem eigentlichen Klimagesetz steht die FDP hingegen skeptisch gegenüber. Birkner verlangt eine Klimapolitik, die an den Emissionshandel, an ein bundesweites Konzept sowie an den europaweiten Energie-Binnenmarkt angebunden ist. Das Gesetz richte sich zudem im Wesentlichen an die Landesregierung, die dazu aufgefordert wird, Strategien zu entwickeln. „Da fragt man sich: Warum habt ihr das nicht schon längst getan?“Regierungsfraktionen loben Maßnahmenplan
Den Vorwurf der Untätigkeit wiesen die Regierungsfraktionen jedoch entschieden zurück, schließlich hätten Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und Umweltminister Olaf Lies (SPD) erst vor kurzem ein Maßnahmenpaket für den Klimaschutz vorgelegt, das mit knapp einer Milliarde Euro beziffert wird. Martin Bäumer, Umweltpolitiker der CDU-Fraktion, verwies auf die Regelungen des Klimagesetzes zu emissionsarmen Antrieben beim Schienenverkehr, zum emissionsarmen oder -freien ÖPNV, zu Klimaberichten der Kommunen oder zum Klimakompetenzzentrum. Flankiert würden diese durch Förderprogramme für Batteriespeicher oder fürs Bauen mit Holz sowie eine klimagerechte Wiederbewaldung des Landeswaldes.Dieses Tauziehen zwischen Steak und Tofu muss vorbei sein.
„Wir wollen die Bevölkerung nicht maßregeln, sondern mitnehmen und Anreize schaffen“, sagte Marcus Bosse, Umweltpolitiker der SPD, und forderte: „Dieses Tauziehen zwischen Steak und Tofu muss vorbei sein.“ Gemeint ist damit das Gegeneinander von Klimaschützern und der Industrie. Umweltminister Lies sprach von einem „ambitionierten Ziel“ in 20 Jahren bilanziell klimaneutral zu sein. Denn das bedeute beispielsweise künftig einen jährlichen Ausbau der Photovoltaik wie in den vergangenen zehn Jahren zusammen. Lies sieht darin aber auch eine Chance für die Wirtschaft, die nun verlässlich in die Zukunftstechnologien investieren könne.
