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In Bremen besteht die Anordnung des Senats, wonach Mitarbeiter und Kinder „bei gesundheitlichen Symptomen wie Husten, Halsschmerzen oder Fieber, die in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung stehen könnten“, zuhause bleiben sollen. In Niedersachsen sehen die Rahmen-Hygienepläne für Kindergärten und Schulen vor, dass Eltern „auf die Notwenigkeit einer umgehenden ärztlichen Abklärung“ hingewiesen werden, sollte ein Kind während der Betreuungszeit Corona-Symptome zeigen. Könnte also auch in Niedersachsen Kindern bei Erkältungssymptomen der Besuch des Kindergartens oder der Schule generell untersagt werden?
Dass in Bremen Kindergärten Kinder mit Schnupfen aus Angst vor dem Corona-Virus nach Hause schicken, stößt bei uns auf keine Gegenliebe.
In den Regierungsfraktionen von SPD und CDU blickt man mit Skepsis auf das Bremer Modell. „Dass in Bremen Kindergärten Kinder mit Schnupfen aus Angst vor dem Corona-Virus nach Hause schicken, stößt bei uns auf keine Gegenliebe“, erklärte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Politze, auf Rundblick-Anfrage. Gerade Kindergartenkinder seien nicht selten verschnupft – meist verschwinde der Schnupfen jedoch nach wenigen Tagen ohne größere Krankheitssymptome. „Wenn die Symptomfreiheit in Hinblick auf das Corona-Virus erst mit einem Arztbesuch attestiert werden muss, schießt dies deutlich über das Ziel hinaus.“ Politze befürchtet, dass dadurch zuerst die Eltern und schließlich auch die Arztpraxen überfordert werden könnten.
Für Mareike Wulf von der CDU-Fraktion klingt das Verfahren „prinzipiell erst einmal sinnvoll.“ Generell sollte man seine Kinder bei einer Erkältung nicht in den Kindergarten oder die Schule schicken, findet die CDU-Bildungspolitikerin. Allerdings sei sie der Meinung, man sollte in einem Flächenland wie Niedersachsen das lokale Infektionsgeschehen bei solch drastischen Schritten im Blick behalten. Für die Eltern wäre es erneut eine große Herausforderung, müssten sie bei jedem kleinen Verdacht zuhause bleiben.
FDP fordert Tests, Grüne neigen zur Vorsicht
In den Oppositionsfraktionen stellt sich das Bild weniger eindeutig dar. Björn Försterling von der FDP-Fraktion berichtet von Kindergärten in Niedersachsen, die bereits so agierten wie in Bremen. „Wir müssen dem Personal und den Eltern Sicherheit geben“, fordert er. „Wenn das aber dazu führt, dass jedes Kind mit laufender Nase nach Hause geschickt wird, kommen wir nie wieder in einen Regelbetrieb.“ Er plädiert stattdessen dafür, künftig Reihentestungen bei Erziehern und Lehrern durchzuführen. Die FDP-Fraktion möchte von der Landesregierung deshalb erfahren, wie sie die Corona-Tests ausweiten will. Den Einwand aus Reihen der Regierung, dass das rein zahlenmäßig nicht zu schaffen sei, weist Försterling zurück. Er wisse von Firmen, die sich genau das zutrauten.