
Die schweigende Mehrheit muss zu einer lauten Mehrheit werden.
Man habe eine sehr verzögerte Reaktion des Rechtsstaats auf die Entwicklungen gesehen, stellte Julia Ebner, Extremismus- und Terrorismusforscherin beim Institut for Strategic Dialogue in London, fest. Sie sieht zwei größere und zeitgleich stattfindende Phänomene, die aus ihrer Sicht zu einer Gefährdung der Demokratie führen. Es gebe mehr Gewalt gegen Minderheiten und zugleich eine Normalisierung der Ideologien und Verschwörungstheorien, die gerade Rechtsextremisten verbreiten wollten.
Ebner recherchierte undercover
Die Phänomene seien auch oft technologiegetrieben. Nicht nur die Werbewirtschaft, auch Extremisten und Terroristen könnten ihre Zielgruppen inzwischen sehr zielgenau ansprechen. Und Europol habe beobachtet, dass sich die Radikalisierung durch das Internet massiv beschleunigt habe. Das sei zum Beispiel bei Dschihadisten beobachtet worden. Ebner berichtete, wie sie verdeckt recherchiert habe und von einer sogenannten „Troll-Armee“ rekrutiert worden sei. Der Gründer habe innerhalb kürzester Zeit 7000 Mitglieder zusammengebracht. Ziel der Gruppe sei es, den politischen Diskurs nach rechts zu verschieben und zum Beispiel auch Journalisten zu attackieren und einzuschüchtern.