Jörn König – der Aufsteiger aus der AfD
Wer steckt hinter der AfD in Niedersachsen, welche Leute geben dort den Ton an? Das ist bislang rätselhaft. Einem größeren Publikum ist vielleicht noch der Landesvorsitzende bekannt, der frühere ARD-Fernsehjournalist Armin Paul Hampel. Wer neben ihm eine Rolle spielt, bleibt bisher im Dunkeln. Dieser Zustand dürfte sich bald ändern, denn die Partei will im kommenden Jahr zwei Listen aufstellen, für die Bundestagswahl im Herbst 2017 und für die Landtagswahl, die Ende 2017 oder Anfang 2018 folgen wird. Hampel, das zeichnet sich ab, will wohl für den Bundestag kandidieren. Wer wird Spitzenkandidat für die Landtagswahl? Die Blicke richten sich auf den 49-jährigen studierten Elektrotechniker und Unternehmer Jörn König aus Hannover. Er ist Vize-Landesvorsitzender, derzeit Kandidat für den Rat der Stadt Hannover und die Regionsversammlung, außerdem einer, dem ein starker politischer Ehrgeiz unterstellt wird.
König sagt, er wisse noch nicht, ob er sich für den Bundestag oder Landtag bewerben wird. „Das ist noch weit weg“, meint er. Aber der verheiratete Vater eines 18-jährigen fußballbegeisterten Sohnes will auf jeden Fall politisch mitmischen. „Ich habe den Drang, etwas zu tun“, sagt er über sich.
Einem bestimmten Flügel seiner AfD will sich König nicht zuordnen. „Ich stehe darüber“, meint er. Fragen, ob er sich von umstrittenen Äußerungen seines sachsen-anhaltinischen Parteifreundes Andre Poggenburg nach dem Amoklauf in München distanzieren will, wehrt König ab. „Das kommentiere ich nicht in der Öffentlichkeit“, sagt er und setzt sich damit dem Verdacht aus, keinen klaren Trennungsstrich ziehen zu wollen. Aus der AfD heißt es, zu den Nationalisten um den Thüringer Björn Höcke, der immer wieder mit umstrittenen Aussagen aneckt, könne König wohl nicht gerechnet werden. Eher passt auf ihn wohl der Begriff des „Protest-Politikers“, der sich schon jahrelang über die Arbeit der Regierungen in Bund und Land aufregt und nun dagegen aufbegehren will. „Es ist ein Unding, dass immer mehr Menschen in Deutschland einen Hochschulabschluss haben – aber man uns die Möglichkeit zur Abstimmung über Volksentscheide verwehren will“, sagt er. Ob die Euro-Krise und die Griechenland-Rettung, die Steuerpolitik oder andere Themen – König sagt, dass er das Land schlecht geführt sieht. Die Bildungspolitik, meint er, sei für ihn auch sehr wichtig: „Die Schüler sollten im 13. Schuljahr verstärkt Praktika in den Unternehmen absolvieren, damit sie einen Kontakt zum wirklichen Leben haben und besser auf die spätere Berufswahl vorbereitet werden.“
König wurde 1967 in Ost-Berlin geboren, sein Vater war in der SED und steht heute noch der Linkspartei nah. In der DDR war Jörn König Leistungssportler, brachte es bis zum Vize-DDR-Meister im Schwimmen. Er leistete seinen Wehrdienst bei der NVA – und ging nach dem Fall der Mauer beruflich seinen Weg. Ein E-Technik-Studium begann er im thüringischen Ilmenau, daneben gab es Auslandsaufenthalte für vier Monate in den USA – auch als Rettungsschwimmer – und für drei Monate in Argentinien. Mitte der neunziger Jahre ging er zur Firma Siemens, später zur Firma Ericcson, wurde in Hannover Vertriebsingenieur für Telefonanlagen und schaffte es, Verträge mit mehreren großen Unternehmen zu schließen. Ein Studium der Betriebswirtschaft schloss er an, später machte er sich als Planungsingenieur für Telefonanlagen selbstständig.
Zur Politik kam König, wie er selbst berichtet, erst spät. 2012 habe er sich bei den Piraten in Hannover umgesehen, aber keinen rechten Zugang gefunden. Als im Jahr darauf die AfD entstand, zählte er zu den ersten Mitgliedern. Das war noch zu einer Zeit, als die AfD den Spitznamen „Professorenpartei“ trug, der ihr inzwischen nicht mehr angeheftet wird. „Ich habe noch eine vierstellige Mitgliedsnummer“, sagt König. Das klingt auch wie ein Anspruch auf eine wichtige Rolle in der Zukunft. (kw)