Der Trend zu Telearbeit und zu mobilem Arbeiten nimmt in den Verwaltungen zu – und hat mit der Corona-Krise einen Schub bekommen, der sich vermutlich nicht wieder abstellen lässt. Das berichtete kürzlich auch die Landesrechnungshof-Präsidentin Sandra von Klaeden in einem Gespräch mit den Mitgliedern des Landtags-Haushaltsausschusses. In den besonders ausgeprägten Corona-Zeiten waren von den 210 Mitarbeitern des Rechnungshofes in Hildesheim 184 zuhause. Sie waren über Notebooks und Handys mit ihren Vorgesetzten verbunden – und leisteten dort ihre reguläre Arbeit. „Die Ergebnisse waren nicht schlechter, als wenn alle im Büro gewesen wären – sie waren womöglich sogar noch intensiver“, berichtet von Klaeden. Der Landesrechnungshof (LRH) hat jetzt als Lehre aus dieser Entwicklung begonnen, seine interne Entwicklungsplanung anzupassen.

Mit „mobilem Arbeiten“ ist die Chance gemeint, die beruflichen Aufgaben außerhalb des eigentlichen Arbeitsplatzes erledigen zu können, also von unterwegs oder von zuhause. Die „Telearbeit“ ist formalisierter, sie setzt die ausreichende technische Ausstattung für einen Arbeitsplatz in der jeweiligen Wohnung voraus. Im Haushaltsausschuss berichtete Heike Fliess, Leiterin der überörtlichen Kommunalprüfung im LRH, von ihren Erfahrungen. Die Kommunalprüfer hätten schon lange vor der Corona-Krise die Heimarbeit genutzt – dort gebe es traditionell großzügige Arbeitszeitregelungen und eine gute technische Ausstattung für eine unterwegs verrichtete Tätigkeit. Viele hätten dann über längere Zeit eine „Fünf-Tage-Woche von zuhause“ wahrnehmen können – was auch auf Sonderregeln in älteren Arbeitsverträgen beruht habe. „Die Erfahrungen sind aber nicht uneingeschränkt gut“, sagte Fliess.

„Mittlerweile bin ich froh, dass Corona vorbei ist und die Mitarbeiter sich wieder mindestens einmal wöchentlich zur Referatsleiterbesprechung treffen und den zwischenmenschlichen Kontakt pflegen“, betont sie. Die vollständige Heimarbeit ohne Büro-Zeiten sei zwar technisch einfach zu regeln, es gebe aber „Mitarbeiter, die darunter durchaus auch gelitten haben“. Der LRH-Senator Michael Markmann ergänzt, eine ausgeprägte Homeoffice-Regelung habe sicher viele Vorzüge. Doch die Führung eines Teams werde dadurch erschwert, dass man jedem Mitarbeiter möglichst viele Freiheiten bei der zeitlichen und örtlichen Einteilung seiner Arbeit überlasse. „Es wird dann sehr viel schwieriger, die Mitarbeiter zusammenzuhalten.“
Beim Rechnungshof, der vor Jahren in einen schönen Neubau in der Hildesheimer Nordstadt umgezogen ist, hat der mit Corona verstärkte Trend zu mobilem Arbeiten ein Umdenken ausgelöst. Da bisher schon aus Zeiten von Reinhold Hilbers eine Vorgabe des Finanzministeriums gilt, den Raumbedarf von Behörden um zehn Prozent zu verringern, stocken auch in vielen Behörden die Überlegungen zur Büroerweiterung. Das gilt auch für den LRH. Präsidentin Sandra von Klaeden folgt nicht dem Beispiel einiger Großunternehmen, die ihren Mitarbeitern keine festen Büros mehr zuweisen, sondern ihnen für die Präsenztage in der Firma wechselnde Schreibtische zumuten.

Auf der anderen Seite werde aber nicht für solche Kollegen, die nur wenige Tage anwesend sind, ein Büroplatz reserviert. „Der Anteil der Besprechungsräume ist erhöht worden“, sagt von Klaeden. Die Themen Führungsmanagement und Gesundheitsmanagement würden in der Behördenleitung eine größere Bedeutung bekommen. Spezielle Bereiche in der Behörde, in denen kommuniziert oder auch konzentriert nachgedacht werden soll, könnten geschaffen werden. Der Rechnungshof hat auch festgestellt, dass sich die Neigung vieler Kollegen verschoben hat. Anfangs hätten sie in der Woche zwei Tage von zuhause arbeiten wollen und drei Tage im Büro – inzwischen gebe es aber immer mehr Kollegen, die das umgekehrte Verhältnis anstreben.
Philipp Raulfs (SPD) vermutet, dass vor allem jüngere Mitarbeiter eher zur Heimarbeit neigen, während ältere eher den Weg ins Büro bevorzugen. Björn Thümler (CDU) sieht den Trend dazu, auch drei Tage am Stück zuhause bleiben zu können – eventuell auch angehängt an ein Wochenende. Das könne viel mehr Flexibilität und Arbeitszufriedenheit bieten. Peer Lilienthal (AfD) sieht gerade bei vielen jüngeren Menschen eine Verschiebung der Werte. Die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Freizeit sei vielen weitaus wichtiger als eine hohe Verdienstmöglichkeit.