6. Feb. 2017 · 
Kommentar

„Ist der Reim auch noch so dumm, es zahlt das Ministerium“

Darum geht es: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hält an der in die Kritik geratenen Agrar-Kampagne fest. Das Ministerium sieht keinen Anlass, die Aktion zu beenden, heißt es aus Berlin. Ein Kommentar von Martin Brüning: „Ist der Reim auch noch so dumm, es zahlt das Ministerium.“ Wer auf die Instagram-Seite des Bundesumweltministeriums geht, der findet hübsche Naturbilder. Auf der Facebook-Seite sind Fotos von Veranstaltungen zu sehen. Merkwürdig, dass sich eine anderthalb Millionen Euro teure Kampagne dort nicht wiederfindet, wo man sie heutzutage eigentlich vermuten würde – in den sozialen Medien. Vielleicht ist dem Ministerium ja doch noch klar geworden, dass die Reime, die an Bauernweisheiten erinnern sollen, eher karnevals-peinlich als witzig wirken – als hätten die Verantwortlichen der Werbeagentur ihre Söhne und Töchter im Grundschulalter gebeten, einmal ein wenig zu reimen. Die Erkenntnis käme allerdings zu spät. Das Geld ist weg und das Kind bereits in den PR-Brunnen gefallen. https://soundcloud.com/user-385595761/kommentar-ist-der-reim-auch-noch-so-dumm-es-zahlt-das-ministerium „Gewünscht ist eine Diskussion, in Niedersachsen gibt’s sie schon.“ Ziel sei es, eine Debatte über Fehlentwicklungen im Umweltschutz und über eine „Landwirtschaft mit Zukunft“ anzustoßen, heißt es seitens der Bundesumweltministeriums. Dumm nur, dass es diese Diskussion schon lange gibt, nicht nur im Agrarland Niedersachsen. Die Themen Tierwohl oder Nitratbelastungen im Grundwasser sind schon seit Jahren Bestandteil der politischen Debatte. Jeder Bürger, der einen Blick in die Zeitung wirft, das Radio oder den Fernseher einschaltet oder sich auf einer Nachrichtenseite im Internet informiert, ist mit diesen Themen mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal konfrontiert worden. Gerade der Politik ist es zu eigen, gesellschaftliche Diskurse ohne teure Kampagnen anstoßen zu können. Nur schwache Minister brauchen Millionen für PR-Kampagnen. Starke Minister glänzen durch starke Botschaften – kostenlos. „Hendricks Negativ-PR missfällt den Bauern allzu sehr.“ Werbeprofis wissen, dass sie vor allem mit positiven Botschaften punkten können. Negativ-PR funktioniert nur selten. In diesem Fall allerdings dürfen die vom Ministerium Gescholtenen die Kampagne gegen sie auch noch mit den eigenen Steuergeldern selbst bezahlen, um sich dann zum Beispiel ausgerechnet vom Naturschutzbund vorwerfen zu lassen, dass es ihnen an „Humor- und Schuldbewusstsein“ mangele. Der Nabu selbst ist bei Umweltthemen allerdings auch bisher niemandem als besonders humorvoller Gesprächspartner aufgefallen, wenn es um die eigene Sache geht. „Als war es nicht gleich abzusehn, es geht um Fehler im System.“ Die Kampagne hat in der Tat Fehler deutlich werden lassen, allerdings nicht - wie vom Bundesumweltministerium gewünscht - im Agrarbereich sondern im Ministerium selbst. Dort wurden noch kurz vor der Bundestagswahl 1,5 Millionen Euro für eine fragwürdige Kampagne ausgegeben, der es nicht nur am nötigen Respekt vor den Bauern, sondern auch noch an Niveau fehlt. Allerdings hat die Kampagne auch etwas Positives bewirkt. „Ist der Bauer mal zufrieden, kann's an der Politik nicht liegen!", so textete einer der zahlreichen Kritiker der Kampagne. Die Deutschen dichten wieder – immerhin etwas. Mail an den Autor dieses Kommentars
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #24.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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