Die niedersächsisch-bremische Filmförderung „Nordmedia“ sieht sich im bundesweiten Vergleich finanziell zunehmend abgehängt. Zwar sei die Fördersumme mit 10,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren stabil geblieben. Sie schwankte immer zwischen 9,5 und 11 Millionen Euro. Andere Filmförderungen wie jene für Hamburg und Schleswig-Holstein (rund 16 Millionen Euro) oder Bayern (rund 46 Millionen Euro) hätten die hiesige Filmförderung aber mittlerweile zum „Schlusslicht“ werden lassen, erklärte Nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer am Dienstag in Hannover vor Journalisten.

Nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer und Bereichsleiter Film- und Medienförderung Jochen Coldewey – Foto: nkw

Schäffer hofft deshalb auf einen Anstieg der Fördermittel, etwa über eine Aufstockung beim Medienförderfonds des Landes Niedersachsen. Aber auch eine Neuausrichtung der Fördertätigkeit werde zurzeit diskutiert. Bislang ist Nordmedia noch sehr breit aufgestellt, fördert Filme für Kino und Fernsehen, hat eine Nachwuchs- und eine Games-Sparte. Eventuell müsse darüber nachgedacht werden, in Zukunft deutlichere Akzente zu setzen, so Schäffer.

Zu den strategischen Überlegungen wollte er gestern noch nichts Konkretes sagen. Erst im März werden die Pläne dem Aufsichtsrat vorgelegt. Er deutete aber bereits an, dass Nordmedia in jedem Fall ein großes Potential in der Serienproduktion sieht. Die Telenovela „Rote Rosen“ (mehr als 3000 Episoden in 17 Staffeln wurden in Lüneburg produziert) habe bereits gezeigt, wie nachhaltig so eine Investition sein könne. Schäffer denkt für die Zukunft vor allem an qualitativ hochwertigen Serien, die dann auch in Niedersachsen und Bremen produziert und über Streamingdienste angeboten werden.


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Trotz der schlechteren finanziellen Ausgangssituation zieht Nordmedia aber eine positive Bilanz für das zurückliegende Jahr. insgesamt 240 Filmprojekte konnten gefördert werden. 25 Projekte erhielten zusammengerechnet 77 Preise und Auszeichnungen, wobei ein Film ganz besonders herausstach: Die Produktion „Systemsprenger“ erhielt allein 31 der 77 Preise, darunter unter anderem den „Silbernen Bären“ und den „Europäischen Filmpreis“. Er wurde zudem als bester deutschsprachiger Film für die „Oscars“ nominiert, schaffte es dann aber doch nicht auf die Shortlist der Academy Awards für den besten internationalen Film.

Nicht nur in kultureller, auch in finanzieller Hinsicht war „Systemsprenger“ ein voller Erfolg. Weil die Einspielergebnisse so gut ausfielen, wird der Produzent auf der am Donnerstag beginnenden Berlinale die gesamten Fördergelder in Höhe von 70.000 Euro an die Nordmedia zurückzahlen. Das sei zwar eine „vertragliche Selbstverständlichkeit“, denn die Filmförderung gewährt formal betrachtet „erlösbedingt rückzahlbare Darlehen“, erklärte der Nordmedia-Geschäftsführer. Es sei aber keine „selbstverständliche Realität“, dass es zu so einem sogenannten „Check is back“ komme. Bei Nordmedia gebe es zwar häufiger partielle Rückzahlungen kleinerer Förderbeträge. Dass aber ein derart hohe Fördersumme zurückgezahlt wird, komme sogar bundesweit relativ selten vor, so Schäffer.

Regionaleffekt: Jeder Euro kommt 1,87-fach nach Niedersachsen zurück

Neben „Systemsprenger“ ist man bei Nordmedia derzeit auch auf den „Lindenberg“-Film besonders stolz. Damit zeigt die Film- und Mediengesellschaft gleich zweierlei Stärken. Zum einen wird mit dem Kinoerfolg deutlich, dass sich die von Nordmedia geförderten Filme auch in den Arthouse-Charts gut halten. „Wenn Nordmedia im Abspann auftaucht, ist das ein Gütesiegel“, sagte Schäffer.

Zum andere ist der Lindenberg-Film ein gutes Beispiel für eine andere Art der Förderung: Hier ist Nordmedia erst spät eingestiegen und hat deshalb nicht den Dreh, sondern die Postproduktion finanziert. Denn Voraussetzung für eine Förderung durch die niedersächsisch-bremische Filmförderung ist nicht, dass zwangsläufig hierzulande gedreht werden muss. Es muss allerdings ein wirtschaftlicher Rückfluss stattfinden. Den gibt es auch dann, wenn die technische Bearbeitung des Films, früher nannte man das „Special Effects“, von einem in Niedersachsen oder Bremen ansässigen Unternehmen vorgenommen wird.

Dieser wirtschaftliche Rückfluss lässt sich auch genau bemessen. Nordmedia rechnet für 2019 einen sogenannten Regionaleffekt von 187 Prozent aus. Das bedeutet, jeder Euro den Nordmedia in die Förderung gesteckt hat, ist letztlich 1,87-fach in die niedersächsische Wirtschaft zurückgeflossen – in Form von Investitionen in Personal, Komparsen, Unterbringen und dergleichen. Ähnlich ist es bei der Entwicklung von Computerspielen, in die Nordmedia im vergangenen Jahr 553.550 Euro investiert hat. Da lag der Regionaleffekt sogar bei 200 Prozent.