Die Partei nennt sich „Die Basis“, und frühzeitig vor dem ersten Bundesparteitag in den zurückliegenden beiden Tagen in Hannover hatten einige ihrer Vertreter gezielt die Öffentlichkeit gesucht. Es sind jene Kräfte, die gemeinhin unter dem Begriff „Corona-Leugner“ oder „Alu-Hüte“ in vielen Medien bezeichnet werden. Dabei die Konstruktion der neuen Partei doch ein wenig komplizierter. Was viele der dort aktiven Kräfte derzeit vereint, ist der Protest gegen die Freiheitsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Sie traten vor allem im Sommer 2020 in Erscheinung mit Demonstrationen, die in Berlin und vielen anderen deutschen Großstädten organisiert worden waren, auch in Hannover. Seinerzeit galt der Sinsheimer Arzt Bodo Schiffmann als Leitfigur für eine neue Partei, die er dann zusammen mit anderen auch ins Leben rief – sie hieß „Widerstand2020“. Schon wenige Wochen später zerbrach diese Gruppierung, übrig geblieben sind zwei Vereinigungen, die sich gegenwärtig in ihrer Frühphase weder klar zuordnen noch voneinander unterscheiden lassen. Schiffmann selbst gehöre der Partei „Wir2020“ an, teilt sein Büro auf Rundblick-Anfrage mit. Die andere Gruppierung ist „Die Basis“, wobei der Name in der Langfassung „Basisdemokratische Partei Deutschlands“ heißt.
Nach eigenen Angaben zählt diese Querdenker-Partei bereits bundesweit 11.000 Mitglieder, in den meisten Bundesländern gibt es schon Landesverbände und in Mitgliederversammlungen gewählte Landesvorstände, so auch in Niedersachsen. Dort führt die hannoversche Heilpraktikerin Diana Osterhage neben der Heilpflanzenexpertin Gabriele Brötzmann aus dem Heidekreis den Landesverband. Brötzmann nennt sich auf ihrer Homepage „die Priesterin des alten Weges“ und bezieht sich damit auf Heilmethoden. Auffällig ist, dass viele Heilpraktiker, Naturheilkundler, überzeugte Impfgegner und Esoteriker hier aktiv sind.
Das war bereits im vergangenen Sommer spürbar, denn auch die damaligen Organisatoren der Maschsee-Demonstrationen konnten dieser Gruppe zugerechnet werden. Wenn man nun die Leitsätze der Partei „Die Basis“ liest, die von den Gründungsmitgliedern verfasst und noch nicht über ein in Gremien beschlossenes Parteiprogramm festgelegt wurden, klingen einige Begriffe merkwürdig: Neben der Freiheit taucht die „Machtbegrenzung“ als Ziel auf, außerdem die „Achtsamkeit“ und die „Schwarmintelligenz“. Gepriesen wird die „Basisdemokratie“, die vor 40 Jahren zuerst von den damals gegründeten Grünen propagiert wurde. Für die Machtbegrenzung gilt das ebenso.
Als vor rund zehn Jahren die Piratenpartei ihren kurzen Auftrieb einleitete, waren diese Ziele auch schon dominant, ebenso der Begriff der „Schwarmintelligenz“. Der frühere Vize-Leiter der Gesellschaft für das Endlager Schacht Konrad, Volker Eyssen aus Salzgitter, ein Befürworter einer neuen Renaissance der Kernenergie, erklärt den Begriff: Geplant sei, dass die Positionen der Partei „von unten wachsen“ sollen. Vorschläge werden per Internet zur Abstimmung gestellt, und wenn keine qualifizierte Minderheit vehement widerspricht, gelten sie als beschlossen. Eyssen, der für „die Basis“ gern in Salzgitter für den Bundestag kandidieren will, hofft auf diese Instrumente als prägende Positionen. „Das, was Sie derzeit über unsere Partei vernehmen, sind noch Haltungen von Einzelpersonen.“
So finden sich auf der Website der neuen Gruppierung auch kritische Töne zu den Rundfunkgebühren, zur Dominanz der Konzerne und Forderungen nach einer Gleichstellung der alternativen Medizin. Manches davon könnte auch für Grünen- oder Linken-Wähler, anderes für solche der AfD interessant wirken. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg sind beide Ableger von Schiffmanns einstiger Parteigründung, „Die Basis“ und „Wir2020“ getrennt angetreten – und sie erreichten 1,0 beziehungsweise 0,8 Prozent. Bis zum Überspringen der Fünfprozenthürde wäre demnach noch einiges zu leisten. Der Bundesparteitag in Hannover stand noch unter einem anderen negativen Stern: In der Halle konnten nach den Corona-bedingten Abstandsregeln maximal 400 Leute Platz finden, als Bundes-Mitgliederversammlung hätten aber theoretisch alle registrierten Mitglieder (nach Parteiangaben also 11.000) Zutritt bekommen müssen.