Zahl der Schwänzer um fast ein Drittel gestiegen
Besonders viele Anzeigen sind in 2017 bei der Stadt Delmenhorst eingegangen. Hier bekamen Schwänzer im Schuljahr 2016/17 insgesamt 697 Anzeigen, 226 mehr als im Schuljahr zuvor. Viele von ihnen gehen an notorische Schwänzer, denn insgesamt blieben im vergangenen Jahr 320 schulpflichtige Kinder mehr als zehn Tage unentschuldigt der Schule fern. Im Jahr zuvor waren es noch 212. Die Stadt reagierte schon im Februar 2017 mit dem Projekt „Jugend stärken im Quartier“, das sich an Schüler richtet, die häufig schwänzen. „Darüber hinaus gab es im vergangenen November eine Fachtagung, auf der sich Arbeitskreise zusammenfanden, die nun ein neues Konzept gegen Schulabsentismus entwickeln“, sagt Stadtsprecher Timo Frers. https://soundcloud.com/user-385595761/zahl-der-schulschwanzer-steigt-teilweise-deutlichHannover verpflichtet erst seit 2018 zur Meldung
In Hildesheim ist die Zahl der Anzeigen weniger stark gestiegen, doch auch hier wurden im vergangenen Jahr 45 Verstöße mehr gezählt als im Jahr zuvor mit 225 Anzeigen. Wilhelmshaven schrieb im derzeit noch laufenden Schuljahr sogar schon 103 Anzeigen – 14 mehr als im vergangenen Schuljahr. In Hannover bewegen sich die jährlichen Verstöße um 500, belastbar ist die Zahl aber noch nicht. Denn erst seit Anfang 2018 sind die Schulen in der Region verpflichtet, bei längerfristigen, unentschuldigten Fehlzeiten eine Meldung bei der Stadt zu machen. „Vorher lag es im Ermessen der Schule, ob sie Schulschwänzer meldet und falls ja, nach wie vielen Fehltagen“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stroppe."Repressive Maßnahmen sind für die Lösung des Problems nicht wirksam und recht eindimensional“ - Helge Miethe, Sprecher der Stadt Hildesheim
Wie auch Delmenhorst arbeitet Oldenburg gerade daran, sein Konzept für den Umgang mit Schulschwänzern zu überarbeiten. „Das jetzige Handlungskonzept, bei dem Schulpflichtverletzungen nach dem fünften unentschuldigtem Fehltag gemeldet werden müssen und sich dann das Jugendamtsteam ,Wendehafen‘ um die Schüler kümmert, soll ausgewertet werden“, sagt Stadtsprecherin Juliane Goldbeck. Dazu sind die Schulen aufgerufen, ihre Erfahrungen bei einer Konferenz im Herbst mit der Stadt zu teilen. „Im nächsten Jahr dann soll das aktualisierte Konzept verabschiedet werden.“ Bei der Stadt Hildesheim ist man ebenfalls der Ansicht, dass Sozialpädagogik das beste Mittel gegen Schulabstinenz ist. „Repressive Maßnahmen sind für die Lösung des Problems nicht wirksam und recht eindimensional“, sagt Stadtsprecher Helge Miethe. Deshalb sei die Meldung an die Bußgeldstelle auch das letzte Mittel, wenn Gespräche zwischen Schule, Eltern und Kind nicht fruchten. Stellt sich heraus, dass das Kind mit der Schule in ihrer klassischen Form nicht zurechtkommt, kann es die Schulpflicht im Projekt „Anstoß“ und der „Labora“ Jugendwerkstatt erfüllen. Auch die Stadt Hannover setzt auf intensive Gespräche mit der Schule und den Eltern. Dabei liegt der Fokus auf den Ursachen der Schulabstinenz. „Insbesondere an den Grundschulen steht das Thema häufig im Zusammenhang mit einer möglichen Kindeswohlgefährdung“, sagt Stadtsprecherin Stroppe.