IHKN-Chefin Bielfeldt: „Die Wirtschaft in Niedersachsen kommt nicht voran“
Sie hat auf ein Sommermärchen gehofft und steht nun doch im Regen: Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen, hat keine guten Zahlen im Gepäck. Die Konjunktur in Niedersachsen stagniere, es fehle jegliche Dynamik, sagte sie am Freitag in Hannover. Zwar sinkt die Inflationsrate stetig, die Löhne steigen und die Zinsen fallen – Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Privatpersonen scheint das aber so gut wie gar nicht zu haben. Lediglich im IHK-Bezirk Hannover zieht der Konsum an. Insgesamt neigen die Niedersachsen aber noch immer nicht dazu, ihr Geld freigiebig auszugeben. Und wenn sie sich etwas gönnen, dann insgesamt teurer gewordene Lebensmittel sowie Urlaubsreisen. Diese Erkenntnisse zieht Bielfeldt aus der aktuellen Konjunkturumfrage der IHKN für das zweite Quartal des Jahres, an der sich über 1800 Unternehmen beteiligt haben.
Der Konjunkturklima-Indikator der IHK verharrt unverändert bei 84 Punkten. Etwas mehr als die Hälfte ist zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage, gleichbleibend 27 Prozent der Unternehmen bewerten die wirtschaftliche Lage als schlecht. Auch bei der Prognose tut sich wenig: Jedes zehnte Unternehmen rechnet mit einer günstigen Geschäftsentwicklung, mehr als die Hälfte erwartet keine Veränderungen und fast ein Drittel geht davon aus, dass es schlechter wird.
Bielfeldt drängt auf einen innovations- und investitionsfreundlichen Kurs der Bundesregierung sowie ein abgestimmtes Handeln der einzelnen Ressorts. Zwar seien die jüngsten Wachstumsimpulse der Bundesregierung erst am Ende der Befragung bekannt gewesen. Sorgen bereiteten den Unternehmen allerdings besonders das neue Lieferkettengesetz, das insbesondere kleine Betriebe zu überfordern drohe. Aber auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die ab dem kommenden Jahr ansteht, bereite vielen Unternehmern Kopfzerbrechen. Ein Dauerbrenner bleibt allgemein die Kritik an überbordender Bürokratie. Wichtige Schritte wären aus Sicht der IHKN-Chefin, Klarheit und Entlastung zu schaffen. Dazu zählt sie Steuererleichterungen sowie Abschreibungen für Forschungsvorhaben. Viel Bürokratie könnte einfach schon dadurch eingespart werden, dass die Digitalisierung vorangetrieben und Daten dann nur noch einmal eingegeben werden müssen.
Die Landesregierung stehe nicht im Fokus der Kritik der Unternehmen, sagt Bielfeldt. Doch auch das Land Niedersachsen könne etwas dafür tun, dass die Unternehmen zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Als Beispiel nannte sie Kommunen, in denen mithilfe von Musterverfahren die Anerkennung ausländischer Fachkräfte innerhalb von zwei Wochen erledigt sei. „Das kann man in Niedersachsen auch machen“, meint die Hauptgeschäftsführerin.
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