Thorsten Gröger, IG-Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen, droht bereits nach der ersten Verhandlungsrunde für die Stahl- und Eisenindustrie mit Arbeitsniederlegungen an den Hochöfen. „Die Stahl-Belegschaften sind traditionell streikbereit und scheuen den Konflikt nicht. Wenn die Arbeitgeber nicht eine Kehrtwende einlegen, sieht man sich im Dezember auf der Straße“, sagte Gröger nach den ergebnislosen Gesprächen. Die Friedenspflicht endet am 30. November.

Die Arbeitgeber bieten 3,1 Prozent mehr Gehalt bei 15 Monaten Laufzeit, die IG Metall fordert ein Plus von 8,5 Prozent bei zwölf Monaten – und eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Gröger verweist auf Rekordumsätze in der Branche. Das Stahlunternehmen Salzgitter AG etwa habe für 2022 einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen, was den Aktionären eine „saftige Dividendenrendite“ beschert habe. Das Land Niedersachsen, dem 26,5 Prozent der Anteile gehören, darf mit knapp 16 Millionen Euro rechnen. „Es braucht nun einen fairen Ausgleich, schließlich haben wir die Kassen des Unternehmens und der Aktionäre klingeln lassen. Wir sind es, die die Profite erwirtschaften“, sagt Nils Knierim, IG-Metall-Vertrauenskörperleiter bei der Salzgitter AG und Mitglied der Verhandlungskommission. Für 2023 rechnet der Salzgitter-Konzern mit einem Vorsteuergewinn zwischen 200 und 250 Millionen Euro. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung, der vor allem die mittelständischen Betriebe vertritt, sieht die Branche dagegen in der Krise und berichtet von einer „teilweise dramatischen Entwicklung in den Unternehmen“. Im internationalen Wettbewerb trage Deutschland bereits die „rote Laterne“.