30. März 2020 · 
Kolumne

Ich denke, also bin ich - hier ganz richtig

Liebe Niedersachsen,

„Ich denke, also bin ich.“ Wir Hobby-Philosophen wissen natürlich, dass das Zitat von René Descartes stammt, dem wir an dieser Stelle ausdrücklich zum 424. Geburtstag gratulieren.

Zugleich sind wir Zeitgenossen genug, um die Erkenntnis heutzutage in Frage zu stellen. Vielen reichen ja schon die letzten Selfies in der Instagram-Story als Beleg des eigenen Seins. Und auch die Klorollen-Stibitzer und Wachpersonal-Anpöbler sind unzweifelhaft da, ohne vorher nachgedacht zu haben.


Lesen Sie online:

Schön wird es vermutlich nicht, was die Arbeitsagentur an diesem Dienstag zu präsentieren hat. Voraussichtlich wird die Corona-Krise erste Spuren hinterlassen. Einen Vorabbericht lesen Sie hier.


Wahrscheinlich kann man in Home-Office-Zeiten keinen Podcast produzieren, dachte ich kürzlich, und musste mich einmal mehr von René Descartes belehren lassen, der da sagte:
„Alles was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.“
Stimmt. Wozu wurde im 19. Jahrhundert schließlich das Telefon erfunden. Gestern nun hatte ich die neue Fraktionschefin der Grünen Julia Hamburg und FDP-Fraktionschef Jörg Bode am Apparat. Beiden habe ich natürlich die wichtigste Frage gleich am Anfang gestellt: Was tragen beide im Home-Office: Jeans, Jogginghose oder Maßanzug? Den Podcast mit Julia Hamburg und Jörg Bode hören Sie direkt hier: https://soundcloud.com/user-59368422/homeoffice-podcast-mit-julia-hamburg-und-jorg-bode ...und hier auf Spotify. Laut Descartes ist es nicht genug, einen guten Kopf zu haben. „Die Hauptsache ist, ihn richtig anzuwenden“, sagte er, und das bekommt in der Corona-Krise leider nicht jedermann gleich gut hin. Wer zum Beispiel derzeit in ein Pflegeheim spaziert, um Bewohner zu einem Kaffeekränzchen einzuladen, muss da irgendetwas nicht richtig verstanden habe. Kein Wunder, dass sich Gesundheitsministerin Carola Reimann gestern über solche Formen von Fehlverhalten ärgerte. Und sie warnte auch eindringlich davor, jetzt schon Debatten über die Lockerung von Maßnahmen zu führen. Ihren Appell hören Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=KjvHF_EErfU Wie fühlen Sie sich eigentlich so in der „Mediendiktatur“? Falls Sie noch gar bemerkt haben, dass Sie in so einer leben, können wir Ihnen an dieser Stelle weiterhelfen. Der niedersächsische AfD-Vorstand ist über das Agieren des Thüringer Rechtsaußens Björn Höcke nicht so glücklich und hat deshalb dem AfD-Landesvorstand Thüringen einen internen Brief geschrieben, der – vermutlich sehr zum Unglück der fleißigen Briefeschreiber – nun extern ist. In dem Brief heißt es:
„Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Westdeutschen nach 70 Jahren Reeducation (leider) eine andere Ansprache benötigen. Wir befinden uns in einer Art Mediendiktatur, da muss man einfach geschickter agieren.“
Mehr dazu lesen Sie heute im Rundblick (kostenloses Probe-Abo hier). Wussten Sie übrigens, dass sich Descartes schon vor gut 400 Jahren mit der AfD beschäftigt hat? Oder an wen sollte sich dieses Zitat sonst richten?
„Wenn man zu begierig ist in der Vergangenheit zu leben, so bleibt man gewöhnlich sehr unwissend in der Gegenwart.“

Wenn Sie dann auch noch wissen wollen, warum Christos Pantazis (SPD) gerade in einer heftigen Fehde mit Uwe Schünemann (CDU) steckt, dann genießen alle Nicht-Abonnenten des Rundblicks an dieser Stelle mein aufrichtiges Bedauern.

Und wenn Sie heute jemanden erwischen, der unerlaubt in ein Pflegeheim geht oder eine Zehn-Personen-Gruppe im Park auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen wollen, dann sagen Sie es doch durch die Blume auch einmal mit Descartes:

„Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“
Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Dienstag Martin Brüning  
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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