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Rundblick: Und wie kann das gehen? Oppermann: Indem wir uns zunächst klar machen, dass es hier nicht um eine normale Auseinandersetzung in Sachfragen geht, sondern um einen Wertekonflikt. In unserer Demokratie müssen die Werte des Grundgesetzes Richtschnur für unser Handeln sein – der Respekt vor der Würde des anderen, vor den Freiheitsrechten und den demokratischen Mitwirkungsrechten. Wir müssen nüchtern feststellen, dass dieser Respekt nicht mehr selbstverständlich ist, und zwar nicht nur bei den völkisch-rassistischen Rechtsextremisten, sondern auch bei vielen Menschen, die wir gar nicht als rechtsextrem einordnen können oder dürfen. Rundblick: Wie soll man denn mit der AfD umgehen? Beispielsweise mit den Provokationen, die diese Partei im Bundestag vorführt? Oppermann: Ich rate hier zu drei Maximen. Erstens Gelassenheit, die Politik darf nicht über jedes Stöckchen springen, das ihr die AfD hinhält. Sonst haben die Rechtspopulisten zwar nicht die Meinungsführerschaft – aber die Debattenherrschaft. Zweitens Widerspruch. Das gilt auch außerhalb des Parlaments: Wenn Menschen verächtlich gemacht werden, muss man aufstehen und dagegenhalten – auch in der Straßenbahn, im Büro oder in der Kneipe. Wir brauchen mehr Zivilcourage. Und drittens Wachsamkeit. Die AfD hat zwar viele Sündenböcke zu bieten, aber keine echten Lösungen für die Probleme. Wir müssen sie stellen und nachhaken, wenn es um angebliche Alternativkonzepte geht. Es wird dann klar werden, wie überschaubar und klein ihre Vorstellungen von Veränderungen sind.
