4. Sept. 2025 · 
TagesKolumne

Huch, noch eine andere Frau?

Was ist schiefgelaufen zwischen der IT und den Frauen?

Ein Hauch von Leichtigkeit lag in der Luft. Ja, die Probleme sind bekannt: KI steht im Verdacht, mindestens genauso viele Vorurteile zu transportieren und Jobs überflüssig zu machen, wie sie Menschen die Arbeit erleichtert. Und Digitalisierung macht nur dann Spaß, wenn sie funktioniert. Aber am Dienstag schien die Sonne, die Innenstadt von Hannover war voller Eis schleckender Menschen mit Bändchen um den Hals. Die Tech-Branche feierte sich selbst bei der „Horizons by Heise“. Das niedersächsische Medienhaus für IT-Kompetenz hatte es geschafft, nicht nur eine Fachkonferenz auszurichten, sondern ein bisschen Festivalstimmung in die Stadt zu bringen. In dieser und den nächsten Ausgaben nehmen wir Sie mit, wenn Sie möchten, in die rappelvollen Bars, die zu Diskussionsforen wurden.

Sehr lustig erzählte die Informatikerin Lisa Ihde, wie sie sich an der Hochschule erschrocken hat, wenn sie auf der Toilette noch eine andere Person bemerkte: Huch, hier ist noch eine andere Frau? Dabei waren Frauen, berichtete sie, eigentlich Pionierinnen der Branche. Programmieren galt Mitte des 20. Jahrhunderts als leichte Frauenarbeit, während Hardware Männersache war. „Frauen sind Naturtalente fürs Programmieren“, sagte IT-Legende Grace Hopper in einem Zeitschriftenartikel – weil sie hier die gleiche Liebe und Sorgfalt einsetzen können, mit der sie das Abendessen für die Familie richten. „Bis dahin hatte ich den Artikel gut gefunden“, sagt Lisa Ihde, und alle lachen. Was war schiefgelaufen zwischen den Frauen und der IT? Der PC für Zuhause wurde vermarktet, meint Ihde, dann Videospiele, und die Werbung richtete sich ausschließlich an Jungs. Plötzlich waren weibliche Rollenvorbilder unsichtbar.

Sechs Frauen diskutieren an einem Tisch. Die jüngste hält ein Mikrofon in der Hand.
Solidarität unter Frauen: Die "Women in Tech" trafen sich in der Weinbar. | Foto: Beelte-Altwig

Deswegen gibt es das Netzwerk „Women in Tech“, das sich auf der Horizons traf: erfolgreiche Frauen und Newcomerinnen. „Nehmt uns an die Hand!“, appellierte Schülerin und Jungunternehmerin Şeniz Tiryaki: „Wir sind so dankbar!“ Dabei wirkte sie gar nicht so, als wenn sie das nötig hätte. Aber um Hilfe bitten zu können, wenn man sie braucht, ist ja eine Stärke, die oft unterschätzt wird.

Unterschätzen Sie auf keinen Fall unsere Themen des Tages, denn die haben es wirklich in sich:

  • Liegt es womöglich an den viel zu hohen Hürden in den niedersächsischen Vorschriften, dass der spätere Täter von Friedland nicht in Abschiebehaft gekommen ist?


  • 200 Verwaltungskontakte im Jahr sind Niedersachsens Unternehmen zu viel. Sie fordern das Einmal-Nur-Prinzip: Daten einmal abgeben, die Verwaltung muss sie immer wieder nutzen.


  • Mehr Windräder, mehr Speicher – doch die Strompreise sinken nicht. Avacon-CEO Matthias Boxberger macht im Rundblick-Interview klar, warum Energie kurzfristig sogar teurer wird.


  • Niedersachsen will mit dem Agrarstrukturgesetz Bodenspekulation eindämmen und den Zugang zu Flächen für Landwirte erleichtern. Das Landvolk kritisiert die Neuregelung scharf.


  • Außerdem streitet die Linke über Antisemitismus, Richard David Precht zieht vom Leder, die GdP ist erschüttert, der Landtag will klagen und die Üstra verliert ihre Finanzchefin.

Nehmen Sie trotz allem ein bisschen Leichtigkeit mit in den Donnerstag!

Ihre Anne Beelte-Altwig

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #153.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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