Hinrich Wilhelm Kopf soll wieder seinen Platz im neuen Landtag bekommen
Nach der Debatte über die Vergangenheit des ersten niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) in der NS-Zeit wurde der nach ihm benannte Platz vor dem Landtag umgetauft in Hannah-Arendt-Platz. Eine Erinnerung an Kopf soll aber bleiben, erklärte Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) am gestrigen Dienstag bei der Besichtigung der derzeitigen Landtagsbaustelle: „Wenn der neue Plenarsaal Ende Oktober fertiggestellt ist, sollte meiner Meinung nach auch die Büste von Kopf wieder in der Wandelhalle aufgestellt werden.“ Diese Erinnerung an die Aufbauleistung des SPD-Politikers in den ersten Jahren Niedersachsens halte er für geboten.
Im alten Plenarsaal standen zudem noch drei andere Büsten – die vom ersten Landtagspräsidenten Karl Olfers (SPD), dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) und dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (FDP). Auch diese sollten nach Busemanns Einschätzung wieder auf ihre alten Plätze kommen. Einige Gemälde aber, auch einige Wandteppiche und die Porträts der Landtagspräsidenten (bis zu Rolf Wernstedt) könnten womöglich nicht mehr aufgehängt werden. „Wir haben mehr Licht und Fensterflächen, gleichzeitig auch weniger Wände. Damit fehlt Platz für Bilder“, erklärt Busemann. Im repräsentativen Leibniz-Saal sollen auch künftig Festveranstaltungen ablaufen, ebenso die Überreichung der Urkunden an neue Minister. Nachbildungen des „Acts of Settlement“, der den hannoverschen Einfluss auf die englische Krone begründet, und der Verordnung zur Bildung Niedersachsens von 1946 sollen dort ebenfalls ausgestellt werden. Für das „Triptychon“ aber, eine rechteckige symbolhafte Darstellung der Landesgeschichte, die von der Stiftung Niedersachsen ausgeliehen wurde, fehle bisher aber ein angemessener Ort. „Im Leibniz-Saal gibt es diesen nicht“, sagte Busemann.
Der neue Plenarsaal soll am 27. Oktober feierlich eröffnet werden, dazu wird auch der Bundespräsident eingeladen. Das sind dann vermutlich noch die bisherigen Landtagsabgeordneten, die dann zusammenkommen. Die erste offizielle Sitzung könnte am 14. November folgen, dies ist nach bisherigen Planungen die konstituierende Sitzung der 18. Wahlperiode, in der ein neuer Landtagspräsident gewählt wird, eventuell auch schon der Ministerpräsident. Dies findet dann in einer Atmosphäre statt, die deutlich stärker auf Transparenz und Öffnung angelegt ist als im alten, inzwischen abgerissenen hölzernen Plenarsaal-Komplex des von Dieter Oesterlen geschaffenen Gebäudes. Der neue Tagungsraum ermöglicht vielerorts den Blick nach draußen, er ist teilweise mit Nussbaum-Holz verziert, außerdem in hellen Grau- und einigen Brauntönen gehalten. Direkt hinter dem Landtagspräsidium und der Regierungsbank sind die Fensterfronten zum Platz der Göttinger Sieben. Hier soll noch ein großes stilisiertes Bild eines Niedersachsen-Rosses aufgestellt werden, das von mehrschichtigen Glasplatten umrahmt wird – und diese Platten symbolisieren die Landesteile Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe. Hinter dem Plenarsaal gibt es noch einen „Raum der Stille“, der es Abgeordneten erlauben soll, nach besonders heftigen Auseinandersetzungen in sich zu gehen. Nach den Worten von Busemann soll der Interims-Plenaraal im Georg-von-Cölln-Haus gegenüber der Marktkirche, in dem heute und morgen zum voraussichtlich letzten Mal der Landtag tagt, als Tagungsraum erhalten bleiben – beispielsweise für Veranstaltungen der Fraktionen oder wichtige Ausschuss-Sitzungen.
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Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) sagte, man werde die vom Haushaltsausschuss bereitgestellten Kosten in Höhe von 52,8 Millionen Euro vermutlich unterschreiten. Die Kosten lägen knapp zehn Prozent über der ursprünglich angesetzten Höhe, das wiederum hänge mit einigen Problemen zusammen – die Firma, die die Natursteine an der Außenfassade sanieren sollte, fiel plötzlich aus, die Sanierung der Betonarbeiten wurde aufwendiger als erst geschätzt und der Firma, die die Lüftungstechnik einbauen sollte, musste gekündigt werden. Das Unternehmen hatte kurz nach Baubeginn eine Rechnung für Kostensteigerungen präsentiert, die nach Ansicht der staatlichen Bauverwaltung nicht nachvollziehbar waren. Man streitet sich vor Gericht, und Busemann sagt, das Land wolle hier „ein Exempel statuieren“: „Jeder Cent soll zurückgeholt werden.“ Obwohl europaweit ausgeschrieben, sind 55 Prozent der beim Landtagsumbau zum Zuge gekommenen Firmen aus Niedersachsen.
Bildergalerie: Eindrücke aus dem LandtagDieser Artikel erschien in Ausgabe #164.