16. Okt. 2017 · 
Soziales

Henning Scherf: Alte Leute wollen in den Stadtzentren leben

Immer mehr ältere Menschen in Niedersachsen, die ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können, entscheiden sich gegen den Umzug in ein Altenheim und für die Betreuung zu Hause oder in einem Wohnprojekt durch einen Pflegedienst. Das zeigen die jüngsten Daten des Landesamts für Statistik. Die Zahl der Heimbewohner stieg seit 2013 um 2484 Menschen auf 88.429 an. Die Zahl der Senioren über 65 Jahre aber, die einen Pflegedienst beauftragten, erhöhte sich um 10.065 auf nunmehr 71.501 Menschen.

[caption id="attachment_28266" align="aligncenter" width="780"] "„Heime sind eine gute Sache, aber in der Regel wollen alte Menschen nicht irgendwann auf der grünen Wiese wohnen": Henning Scherf - Foto: isc[/caption]

Henning Scherf, ehemaliger Bürgermeister von Bremen, begrüßt diesen Trend. „Heime sind eine gute Sache, aber in der Regel wollen alte Menschen nicht irgendwann auf der grünen Wiese wohnen, die Maulwurfshügel zählen und auf das Mittagessen warten“, sagte der Pensionär gestern beim Wohnungspolitischen Kongress der NBank und des Sozialministeriums.

Er warb dafür, das Konzept barrierefreies Wohnen nicht nur voranzutreiben, sondern auch auszudehnen. „Was nützt eine tolle Wohnung ohne Treppen, wenn sie am Stadtrand steht und man von dort aus nicht einmal zum Einkaufen kommt?“ Die Lösung sieht Scherf in der Wiederbelebung von Dörfern und den Ortskernen von Kleinstädten. Hier müssten Kommunalpolitik und Bürgerschaft dafür sorgen, dass leerstehende Immobilien neu genutzt würden, gern auf kreative Weise. „Wenn in den Innenstädten wieder Menschen wohnen, die nicht an den Stadtrand zum Supermarkt fahren wollen oder können, dann wird die Nachfrage auch wieder Einzelhändler anlocken“, ist Scherf überzeugt.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #182.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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