Gymnasialeltern weisen fünf Prozent Unterrichtsausfall nach
(rb) Hannover. Seit Schuljahresbeginn 2015/16 fällt an den niedersächsischen Gymnasien, die nach Angaben des Kultusministeriums im landesweiten Schnitt eine Versorgung mit Lehrerstunden von 99,8 Prozent haben sollen, in allen Jahrgängen regelmäßig Unterricht aus. Landesweit sorgen sich Eltern mittlerweile um den langfristigen Lernerfolg ihrer Kinder und zweifeln die Statistik des Ministeriums an. Offenbar haben sich die Erwartungen, zu Beginn des zweiten Halbjahres mehr junge Lehrer nach Beendigung ihrer Ausbildung einstellen zu können, nicht erfüllt. Vor diesem Hintergrund wurde der Arbeitskreis der Gymnasien im Stadtelternrat Hannover bereits vor Monaten aktiv : Eltern von Kindern aus den Jahrgängen fünf bis zehn an den 16 Gymnasien in der Landeshauptstadt wurden gebeten, vor den Osterferien in der Zeit vom 4. bis zum 17. März den Stundenausfall minutiös nachzuvollziehen. Diese zwei Wochen gelten als besonders günstig für die Dokumentation einer hohen Unterrichtsversorgung. An zehn hannoverschen Gymnasien fanden sich ausreichend Mütter und Väter für das Vorhaben. Die ausfallenden Stunden wurden jeden Morgen von den Vertretungsplänen abgelesen und eingetragen. Es wurden nur wirkliche Ausfälle erfasst, also keine, auch nicht fachfremd, vertretene Stunden, sondern nur jene, in denen die Schüler/innen lediglich Aufgaben erhielten, ohne dass eine Lehrkraft anwesend war. Bei Fächern, bei denen in verschiedenen Gruppen unterrichtet wird, führte ein Ausfall nur dann zu einem vollen Minus in der Liste, wenn dieser für alle Gruppen galt. Ansonsten wurden nur Bruchteile je Klasse angesetzt. Das Ergebnis habe „das kollektive Gefühl einer schlechten Unterrichtsversorgung“ verifiziert, heißt es in einem aktuellen Schreiben der hannoverschen Elternräte an Kultus-Staatssekretärin Erika Huxhold. Der an den zehn Gymnasien dokumentierte durchschnittliche Unterrichtsausfall in der Sekundarstufe I summierte sich in den zwei Wochen vor Ostern auf fünf Prozent. Bezogen auf eine durchschnittliche Klasse wurden damit 1,7 Stunden pro Woche nicht erteilt. Die Elternräte haben die Staatssekretärin nun gebeten, sich für die zusätzliche Einstellung von Lehrkräften an Gymnasien über die bereits erfolgten Ausschreibungen hinaus einzusetzen und diese auch in anderen Bundesländern anzuwerben. Außerdem fordern sie, zu einem „realistischen Zielwert der statistischen Unterrichtsversorgung“ zurückzukehren. Um sicherzustellen, dass nur in extremen Ausnahmefällen Stunden ausfallen, müsse dieser bei mindestens 105 liegen. Auch Unternehmen müssten Ausfälle einplanen und kämen daher nicht mit einer Personalversorgung von 100 Prozent aus, heißt es.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #102.