19. Dez. 2019 · 
Bildung

Grüne sehen nach Pisa-Studie Handlungsbedarf

Man kann die Ergebnisse der letzten Pisa-Studie unterschiedlich bewerten. „Es gibt kein schlechtes Abschneiden bei Pisa“, machte Kultusminister Grant Hendrik Tonne am Donnerstag im Landtag deutlich. Die Bildungsexpertin der Grünen, Julia Hamburg, sieht dagegen Handlungsbedarf. „Die Pisa-Studie zeigt uns, dass wir Antworten finden müssen, weil die bisherigen Modellprojekte nicht ausreichen“, sagte sie an die Adresse des Kultusministers. Ihm fielen nur Modellprojekte ein, stattdessen benötigten die Schulen aber strukturelle Veränderungen. https://soundcloud.com/user-385595761/grottenschlechte-unterrichtsversorgung-grunen-politikerin-prangert-bildungsungerechtigkeit-an Tonne rede vor allem über Klein-Klein und nicht über die große Linie. Die Absage des Kultusministers an einen Sozialindex nannte Hamburg einen gravierenden Fehler. Ihrer Meinung nach könnten Ressourcen damit zielgenauer zur Verfügung gestellt werden. „Es gibt Schulen, die eine Unterrichtsversorgung von 90 Prozent und darunter haben und gleichzeitig eine Schülerschaft, die am kompliziertesten und heterogensten zusammengesetzt ist. So können die Schulen schlichtweg nicht arbeiten.“ An der Stelle müsse mit sozialen Indikatoren  gesteuert werden.

Tonne verweist auf positive Pisa-Ergebnisse

Auch der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling verwies auf die Bedeutung des sozioökonomischen Hintergrunds  im Umfeld der Schule. Es sei eben ein Unterschied, ob Elternvereine vor Ort viel Geld spendeten, um die Schulbibliothek auszustatten, oder ob das eben nicht passiere. Försterling wunderte sich darüber, dass für das geplante Sonderprogramm für Haupt-, Real- und Oberschulen bisher weder Auswahlkriterien noch die Regionen feststehen, in denen das Programm im Februar starten soll. Zu dem Programm zählt unter anderem die umstrittene Flächenprämie. Eine Entscheidung der Landesregierung sei noch nicht gefallen, sagte Tonne.
https://soundcloud.com/user-59368422/wurden-sie-schon-opfer-von-hassnachrichten-herr-tonne Den Podcast mit Grant Hendrik Tonne hören Sie auch hier auf spotify und hier in Apple Podcasts.
Tonne hatte sich in seiner Rede bemüht, die positiven Aspekte der Pisa-Ergebnisse hervorzuheben. Er bezog sich dabei auf Professor Kristina Reiss von der TU München, die den deutschen Teil der Studie leitet. Sie habe festgestellt dass der Großteil der Jugendlichen in Deutschland hohe Lesekompetenzen und auch die Fähigkeit habe, relevante Informationen im Internet zu finden und zu bewerte. Der Blick auf andere Staaten zeige, dass es keineswegs selbstverständlich sei, ein solch gutes Niveau halten zu können. Der Anteil leistungsstarker Leser sei um fast 15 Prozent gestiegen. Gleichzeitig biete es Anlass zur Sorge, dass fast ein Fünftel der 15-Jährigen kaum in der Lage sei, den Sinn von Texten zu erfassen. Tonne hält es dabei für nicht akzeptabel, dass immer noch ein Zusammenhang zwischen Lesekompetenz und sozialer Herkunft festzustellen ist. Eine individuelle Förderung für jeden Schüler sei das erklärte Ziel der Landesregierung. Auch der SPD-Abgeordnete Philipp Raulfs kritisierte, der Bildungserfolg hänge noch zu stark vom Geldbeutel ab.

Kultusministerium will Lehrkräfte entlasten

Derweil plant das Kultusministerium im Streit um die Arbeitszeit Lehrkräfte zu entlasten. Aus der Antwort auf eine Anfrage geht hervor, dass zum Beispiel Teilzeitkräfte für die Teilnahme an Projekten oder Veranstaltungen, durch die sie länger arbeiten müssen als vorgesehen, an anderer Stelle dafür entlastet werden sollen. Vorgesehen ist auch, an Brennpunktschulen die Anrechnungsstunden für Lehrer mit besonderen Aufgaben zu erhöhen. Zudem sollen Lehrkräfte ab dem Alter von 58 Jahren weniger arbeiten müssen. Insgesamt sind für die Maßnahmen 1400 Lehrerstellen nötig. https://www.youtube.com/watch?v=jbTvt3v_plE&t=6s Der CDU-Abgeordnete Lasse Weritz hält die Pläne des Kultusministeriums für den richtigen Weg, schließlich funktioniere guter Unterricht nur über motivierte Lehrkräfte. „Wir vertrauen dem Kultusminister, dass er den Stufenplan bis zum Ende des Legislaturperiode umgesetzt haben wird“, sagt Weritz im Gespräch mit dem Rundblick. Damit steht Tonne unter Zeitdruck. Der Haushalt für das kommende Jahr wurde gestern verabschiedet, konkret umsetzen kann er seinen Plan ab dem Jahr 2021. Damit hat der Kultusminister bis zur nächsten Landtagswahl nur noch zwei Jahre Zeit, um seine Entlastungsvorschläge Realität werden zu lassen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #227.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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