
Der lange Kampf der Friedensbewegung gegen gefährliches Kriegsgerät wurde in den achtziger Jahren auch bestimmt dadurch, dass sich Gemeinden reihenweise zu „atomwaffenfreien Zonen“ erklärten.
Am Beispiel Glyphosat haben wir nun wieder einen Fall, in dem die nationale, ja globale politische Vorgabe ganz unten, in einer Gemeinde, aus Protest durchkreuzt wird. Dabei kann Fuchs-Bodde-Gottwald gar nicht auf die geschlossene Unterstützung seiner Region bauen, denn der Geschäftsführer des Osnabrücker Landvolks nannte seinen Vorstoß schon „einen politischen Gag“ – und verwies auf die Tatsache, dass die angebliche negative Wirkung von Glyphosat keineswegs bewiesen sei. Viele Landwirte im Osnabrücker Land verfolgen das Agieren des Grünen-Ratsherrn mit Kopfschütteln.
Ein Gag ist Fuchs-Bodde-Gottwalds Vorstoß indes keineswegs. Richtig ist zwar, dass die Wirkung des gewünschten Beschlusses nur sehr begrenzt ist, nämlich auf nur 60 Hektar, die symbolische Bedeutung allerdings vervielfacht sich – allein durch die Berichterstattung über den Fall. Dafür gibt es ein historisches Beispiel: Der lange Kampf der Friedensbewegung gegen gefährliches Kriegsgerät wurde in den achtziger Jahren auch bestimmt dadurch, dass sich Gemeinden reihenweise zu „atomwaffenfreien Zonen“ erklärten. Das hatte noch viel weniger praktische Bedeutung als das, was aktuell im Artland diskutiert wird, lenkte aber die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema. Die Sympathie war schnell auf Seiten der Kommunen – auch, weil im Streit David gegen Goliath jeder gern auf Davids Seite stehen will.
Im Fall der Samtgemeinde Artland kann noch etwas anderes eine Rolle spielen: Erst vor wenigen Tagen ging die zu dieser Kommune gehörende Stadt Quakenbrück landesweit durch die Medien, weil eine Kommunalpolitikerin der Wahlfälschung angeklagt ist. Noch gegen weitere Mandatsträger gibt es Vorwürfe, sie sollen 2016 Briefwähler beeinflusst und Unterlagen manipuliert haben. Das so etwas gehäuft gerade in Quakenbrück aufgetreten ist, hat den Ruf der Kleinstadt nicht gerade aufgebessert. Der tapfere Kampf gegen Glyphosat kann jetzt ein Mittel sein, die landes- oder gar bundesweite öffentliche Aufmerksamkeit auf ein anderes, positiveres Thema zu lenken.
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