Gewerkschafter Hermann Rappe stirbt mit 92 Jahren in Hildesheim
Hermann Rappe, ehemaliger Vorsitzender der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik (1982 bis 1995), ist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 92 Jahren gestorben. Er wurde in Hannoversch Münden geboren und lebte seit vielen Jahren mit seiner Frau und seiner Tochter in Sarstedt (Kreis Hildesheim). Von 1972 bis 1998 gehörte er zudem für die SPD dem Bundestag an. Rappe gab der IG Chemie über seine Amtszeit hinaus eine Prägung als moderate, linksradikalen Strömungen gegenüber sehr zurückhaltende Gewerkschaft.
Neben Eugen Loderer, Franz Steinkühler oder Heinz Oskar Vetter zählte er zu der Gruppe der starken Gewerkschaftsführer der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. Er verkörperte kraft Amtes eine hohe Autorität in arbeitsmarktpolitischen und allgemeinpolitischen Debatten. Seine den Menschen zugewandte, durch und durch pragmatische und auf Ausgleich gerichtete Art brachte ihm hohen Respekt ein. Die Rolle der Scharfmacher und Polarisierer überließ er, der große Motivator, immer anderen. Rappe gehörte noch zu einer Generation, in der es nicht ungewöhnlich war, dass Gewerkschaftsführer parallel noch als Bundestagsabgeordnete arbeiteten. Diese Verknüpfung ist heute nicht mehr üblich.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte Rappe „als eine herausragende Figur der deutschen Gewerkschaftsbewegung in den vergangenen Jahrzehnten“. Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis sagte: „Wir erinnern uns vor allem an den Menschen, dem es immer wieder gelungen ist, Vertrauen in die eigene Handlungsstärke zu vermitteln und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die gewerkschaftliche Idee der Solidarität zu begeistern. Selten hat jemand Bodenständigkeit und Verbundenheit mit den Menschen so überzeugend mit strategischer Weitsicht und felsenfesten politischen Werten verknüpft.“
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