Da muss die Politik den Ärzten ein Signal geben, dass sich hier etwas ändern muss.
Engpass, Versorgungslücke, Notstand – die Begriffe unterscheiden sich, der Befund ist aber derselbe: Es gibt immer mehr Pflegebedürftige bei gleichzeitig zurückgehenden Zahlen beim Pflegepersonal. Zumindest ist das seit Jahren die gängige Einschätzung. Das LSN wollte auf seiner Jahrestagung der Frage nachgehen, ob die amtlichen Zahlen diesen Befund denn auch stützen. Bereits 2012 legte die Bertelsmann-Stiftung dazu einen Pflegereport vor, der auf Grundlage der bekannten Zahlen zur demografischen und zur Arbeitsmarktentwicklung eine Prognose wagte. Seitdem wird die Berechnung der Versorgungslücke immer wieder aktualisiert. Die Erkenntnis: Die Situation wird sich perspektivisch weiter zuspitzen. Bis 2030 werde die Versorgungslücke im Pflegebereich von aktuell 5,4 Prozent auf 7,9 Prozent steigen, sagte Etgeton. Die Versorgungslücke bemisst die Abweichung zwischen dem Pflegebedarf und dem sinkenden Erwerbspersonenpotential.
Großes Problem in den Speckgürtel um die Metropolen herum erwartet
Die Gesundheits-Experten von der Bertelsmann-Stiftung sehen in Zukunft vor allem in den Speckgürteln um die großen Metropolregionen ein großes Problem – etwa in Harburg, Osterholz oder Verden. Aber auch die Region Hannover werde Schwierigkeiten bekommen, warnt der Experte. Die Statistik könne das aktuell nur noch nicht so deutlich zeigen, weil die Stadt Hannover dort in der Region Hannover aufgeht. Auch das LSN stellt fest, dass die regionale Entwicklung weiter stark auseinanderdriftet. Die Landkreise Emsland, Cloppenburg, Schaumburg, Holzminden und Northeim haben überdurchschnittlich viele Pflegebedürftige über 65 Jahren, berichtete Jenny Gentz, Dezernatsleiterin Soziale Sicherung beim LSN. Die Landkreise Ammerland, Harburg, Osterholz und Osnabrück hingegen besonders wenige. Die Region Hannover habe zu gleichen Teilen viele Bedürftige und viele Beschäftigte im Bereich der ambulanten Pflege. Lüchow-Dannenberg, Verden und Wolfenbüttel hingegen hätten hier zu wenige. Auch in den Pflegeheimen hat Hannover deutlich die meisten Beschäftigten, genauso Hildesheim, Osnabrück und Göttingen. Lüchow-Dannenberg, Holzminden und Gifhorn hingegen haben auch in der stationären Pflege zu wenig Personal.