„Der Tourismusmarketing Niedersachsen GmbH (TMN) kommt bei der touristischen Vermarktung Niedersachsens eine zentrale Bedeutung zu. Die TMN konnte in ihrer bestehenden Struktur die in sie gesetzten Ziele nicht umsetzen.“ So steht es in einem Beschluss des Landtags aus dem Oktober 2013. Drei Monate später übernahm das Land alle Gesellschafteranteile, die TMN wurde zu einer 100-prozentigen Landesgesellschaft. Man wolle die TMN als landespolitisches Instrument stärken, sagte Staatssekretärin Daniela Behrens damals.

Drei Jahre später erhält man von Vertretern regionaler Tourismusmarketing-Initiativen zumeist zwei Reaktionen, wenn man sie auf die TMN anspricht: Ein Schulterzucken, wenn man ihnen persönlich gegenübersteht oder ein Aufstöhnen, wenn man telefoniert.  Es hapert offenbar vor allem in zwei Themenbereichen: Organisation und Geld. In einem Arbeitszeugnis müsste man der TMN vermutlich attestieren, sie habe stets mit Nachdruck daran gearbeitet, die vorgegebenen Ziele zu erreichen – aber selbst das wäre schwierig. Denn in vielen Marketinginitiativen fragt man sich: Welche Ziele eigentlich?

Schön hier - auch ohne Tourismusmarketing: NIedersachsen - Foto: MB.

Schön hier – auch ohne Tourismusmarketing: Niedersachsen – Foto: MB.

Schaut man sich die Verteilung der finanziellen Mittel an, dann ist die TMN ein Gemischtwarenladen mit durchwachsenem Budget. Eine viertel Million Euro steht der GmbH im Jahr für den „Themenbereich Aktiv“ zur Verfügung – dabei geht es um Radfahren, Wandern und den Wassersport. 155.000 Euro fließen in das Thema Nachhaltigkeit. Kleinere Beträge stehen zum Beispiel für die Themen Gesundheit und „KinderFerienLand“ zur Verfügung. 35.000 Euro sind es für den Bereich Städte und Kultur. „Was soll man mit dieser Summe für ein großes Land wie Niedersachsen anfangen?“, fragt sich ein Tourismusmarketing-Manager. Er bemängelt: Zu viel Klein-Klein, zu wenig Fokussierung auf die touristischen Stärken.

Ein besonderes Augenmerk legen viele auf das Auslandsmarketing. 220.000 Euro hat die TMN im vergangenen Jahr hier investiert. Nicht wenig Geld, aber auch nicht allzu viel. Selbst regionalen Tourismus-Initiativen stehen oftmals eine ähnlich hohe Summe im Jahr zur Verfügung. Kritik üben die meisten zum einen an der fehlenden Abstimmung seitens der TMN. Jeder arbeite für sich, anstatt Kräfte zu bündeln. Ein gemeinsam erarbeitetes Konzept, wer wann in welchen Ländern mit welchen Maßnahmen wirbt? Fehlanzeige.

Kritisiert wird auch beim Auslandsmarketing der fehlende Plan. Experten kritisieren, dass die vorhandenen Ressourcen nicht zielgenau genutzt werden. Das ärgert auch den CDU-Tourismuspolitiker Axel Miesner. „Wir sind bei den Tourismuszahlen als Land nicht da, wo wir hingehören“, sagt Miesner im Gespräch mit dem Rundblick. Er sieht gerade beim Auslandmarketing Nachholbedarf und kritisiert organisatorische Mängel. Hinzu kommt noch die anhaltende Unruhe im TMN-Team. Zwei Mitarbeiter umfasst die Abteilung Auslandsmarketing. Alle beide haben in diesem Jahr gekündigt. Die Rede ist von einer eher angespannten Arbeitsatmosphäre in den TMN-Büros in der Nähe des Maschsees in Hannover.

Bayern ist einfacher zu vermarkten, geben Tourismus-Experten zu bedenken: Bier plus Brezeln plus Berg gleich Bayern. Niedersachsen sei wesentlich vielfältiger und dadurch für das Tourismusmarketing auch eine wesentlich größere Herausforderung. Schon allein deswegen müsste die TMN die ihr zur Verfügung stehenden Mittel weniger streuen. 22.000 Euro für eine neue Internetseite, 80.000 Euro für einen Film, 66.000 für den Themenbereich „Reisen für Alle“ – so eine Vielfalt mit in diesem Bereich eher kleinen Summen ergebe im Marketing keinen Sinn. Die Tourismusinitiativen müssten zusammen mit der TMN die Kräfte viel stärker bündeln und weniger nebeneinanderher arbeiten. (MB.)