Hoteliers, Taxifahrer und Gastronomen reiben sich schon die Hände: Nachdem es 2022 noch eine Rückkehr auf Sparflamme gab, ist die Hannover-Messe endlich wieder mit voller Kraft zurück. Nach zuletzt nur 75.000 Besuchern will man zurück auf das Vor-Pandemie-Niveau mit rund 200.000 Messegästen.

Die CO2-neutrale Produktion ist eines der Leitthemen der Hannover-Messe 2023. Die Industrie setzt dabei unter anderem auf Ökostrom und Waldschutzprojekte.| Foto: Deutsche Messe

Die Hotelbetten in der Landeshauptstadt und im gesamten Einzugsgebiet sind bereits zu 97 Prozent ausgebucht, was nicht nur am wirtschaftlich aufstrebenden und bevölkerungsreichen Partnerland Indonesien (274 Millionen Einwohner) liegt, sondern auch an der Aufhebung der Corona-Beschränkungen für Geschäftsreisende aus aller Welt. Von den mehr als 4000 Ausstellern kommen die meisten Unternehmen aus Deutschland und Indonesien. Zur Spitzengruppe gehören laut Messe-Chef Jochen Köckler aber auch Italien, Türkei, die USA und China. „Für jede der aktuellen globalen Herausforderungen werden auf der Hannover-Messe Lösungen gezeigt“, verspricht der Hausherr.

„Für jede der aktuellen globalen Herausforderungen werden auf der Hannover-Messe Lösungen gezeigt.“

Die CO2-neutrale Produktion, künstliche Intelligenz, Wasserstofftechnologien, Energiemanagement und Industrie 4.0 sind die Leitthemen der diesjährigen Industriemesse. Bei diesen Trendthemen darf natürlich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nicht fehlen, dessen Ministerium die deutschen Großbetriebe mit milliardenschweren Klimaschutzverträgen bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion unterstützen will. Der Grünen-Politiker möchte sich in Hannover mit den „Enabelern (also: Möglichmachern) der Energiewende“ treffen, die dort zahlreich vertreten sind. Allein aus dem Bereich Wasserstoff- und Brennstofftechnologien sind 500 Unternehmen vor Ort, darunter auch Siemens, Bosch, Linde, Fraunhofer, Agfa, GP Joule, Pepperl+Fuchs oder TÜV Nord. 

Der indonesische Botschafter Arif Havas Oegroseno erhofft sich von der Hannover-Messe engere Wirtschaftsbeziehungen nach Deutschland und viele neue Investitionen. | Foto: Deutsche Messe/Rainer Jensen

Die Eröffnung der Hannover-Messe obliegt gewohnheitsmäßig dem Bundeskanzler. Olaf Scholz wird bereits an diesem Sonntag in der Landeshauptstadt eintreffen, um ab 18 Uhr zusammen mit Ministerpräsident Stephan Weil und dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo den Startschuss zu geben. Am Morgen danach folgt der Eröffnungsrundgang, die Messe ist von Montag bis Freitag täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Als weiteres Bundeskabinettsmitglied wird Bettina Stark-Watzinger (FDP) an der Messe teilnehmen und dort am Montag auf ihren niedersächsischen Kollegen Falko Mohrs (SPD) treffen. Gemeinsam eröffnen die beiden die Innovations-Ecke der Industrieschau und diskutieren mit Prof. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie, über Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand. Das Konferenzprogramm fällt mit 1000 Vorträgen und Paneldiskussionen mehr als üppig aus. Ein weiteres Highlight ist eine Talkrunde am Freitag, wenn die stellvertretende niedersächsische Ministerpräsidentin Julia Hamburg (Grüne) zusammen mit den Managerinnen Ariane Reinhart (Continental), Andrea Aulkemeyer (Deutsche Messe) und Fränzi Kühne (Edding AG) den Karrierekongress „Womenpower“ eröffnet. 



Publikumsmagnete der Messe sind natürlich wieder große Tech-Konzerne wie Amazon Web Services, Microsoft, Google und Nokia. Aber auch die niedersächsische Wirtschaft muss sich nicht verstecken. Genauso wie die anderen deutschen Automobilhersteller ist Volkswagen bei der Leistungsschau der Industrie zwar nur am Rande mit dabei, dafür legen sich andere niedersächsische Firmen ins Zeug. Der Duderstädter Prothesenhersteller Ottobock präsentiert zum Beispiel seine Exo-Skelette, die als „natürliche Erweiterung des Körpers“ die Arbeit in der Industrie einfacher machen sollen. In Halle 7 feiert dabei auch das neue „Ottobock Shoulder“ seine Premiere. Die TÜV-Nord-Gruppe zeigt in Halle 12 ihr umfangreiches Portfolio. Besonders im Fokus steht diesmal die Tiefengeothermie, die der Technologiedienstleister anhand eines Vibro-Trucks erklärt. Das Spezialfahrzeug kommt bei der Erkundung von Geothermie-Potenzialen in einigen Kilometern Tiefe zum Einsatz. Ganz in ihrem Element ist auf der Hannover-Messe auch die hannoversche Firma „Nass Magnet“ (Halle 6). Der mittelständische „Hidden Champion“ aus der Ventil- und Automatisierungstechnik ist zwar außerhalb der Industrie eher unbekannt, im Bereich der Magnetventiltechnologie gehört er jedoch zu den Marktführern. 

Mehr als 4000 Aussteller aus über 60 Ländern präsentieren sich auf der Hannover-Messe vom 17. bis 21. April in der niedersächsischen Landeshauptstadt. | Grafik: Deutsche Messe

Auch zahlreiche kleinere niedersächsische Unternehmen sind auf der Hannover-Messe gefragt. Hilfestellung gibt es dabei vom Wirtschaftsministerium, das zwei Gemeinschaftsstände organisiert hat. Für die Ausstellungsfläche zum Thema „Digitalisierung“ hat man sich einen prominenten Platz in Halle 16 gesichert – direkt zwischen der hannoverschen Wirtschaftsförderung Hannover-Impuls und der Wirtschaftsförderung des US-Bundesstaates Washington. Als Repräsentanten der niedersächsischen Wirtschaft sind hier unter anderem der Osnabrücker Abrechnungsspezialist „Bill-X“, die Laatzener Software-Schmiede „Joomo“, das IT-Sicherheitsunternehmen „Heylogin“ aus Braunschweig, die 3D-Datenexperten der Firma „Revis3d“ aus Georgsmarienhütte mit dabei. Etwas schwieriger zu finden sein, dürfte der niedersächsische Gemeinschaftsstand „Energie/Industrial Supply“ (C61) mitten in Halle 13. Hier präsentiert sich Niedersachsen vor allem als das zukünftige „Wasserstoffland Nr. 1“. Vor Ort sind aber auch das mehrfach preisgekrönte Batteriespeicher-Startup „LB.systems“ aus Braunschweig und das international tätige Unternehmen „OneSubsea“, das seinen Deutschland-Sitz in Celle hat. Die Firma ist spezialisiert auf die Unterwasserförderung von Öl und Gas sowie den Transport der Energieträger über den Meeresgrund hinweg.