1. Okt. 2019 · Bildung

Für Gymnasiallehrer wird der Arbeitsmarkt härter

Lehramtsstudium mit anschließender Einstellungsgarantie? Das wird in Niedersachsen in den kommenden Jahren nicht mehr gelten, zumindest nicht für Gymnasiallehrer. Darauf hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne aufmerksam gemacht. [caption id="attachment_43976" align="alignnone" width="780"] Abseits der Mangelfächer werden sich die Einstellungsaussichten für Gymnasiallehrer verschärfen, mahnt Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne - Foto: Jakob Brüning[/caption] Der Arbeitsmarkt für Gymnasiallehrer wird sich im Land demnach den nächsten Jahren zu deren Nachteil verändern.  Die Entwicklung gebe es bereits in Bayern und Baden-Württemberg. Dort bekämen Gymnasiallehrkräfte teilweise schon jetzt keine Stellenangebote mehr. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zeichne sich eine ähnliche Situation ab, sagte Tonne in Hannover. „Im nächsten Jahr wird man auch in Niedersachsen langsam spüren, dass sich die Rahmenbedingungen für angehende Gymnasiallehrer deutlich verändern“, erklärte der Kultusminister.
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In den vergangenen Jahren habe es für diejenigen, die halbwegs ordentlich ihre Ausbildung hinter sich gebracht hätten, de facto eine Einstellungsgarantie gegeben. Das werde für Gymnasiallehrkräfte in den kommenden Jahren nicht mehr in dem Umfang gelten, weil der Bedarf nicht mehr so hoch sei. Derzeit werbe man in den Universitäten und Studienseminaren schon dafür, auch andere Schulformen bei der Berufswahl ins Auge zu fassen. Abseits der Mangelfächer würden sich die Einstellungsaussichten für Gymnasiallehrer verschärfen.

94 Prozent der ausgeschriebenen Stellen bisher besetzt

Die Entwicklung habe auch mit der Umstellung von G8 auf G9 zu tun. Für den 13. Abiturjahrgang habe man bei den Gymnasiallehrkräften in der Vergangenheit nach und nach aufgestockt. Der Bedarf werde aber nun aber langsam zurückgehen, weil man laut Tonne wieder „auf ein ganz normales Level ohne Sondereffekte“ zurückgehe. Aktuell bekämen Gymnasiallehrer, die sich für drei Jahre verpflichten, in der Sekundarstufe 1 einer Schule ohne gymnasiale Oberstufe zu unterrichten, im Anschluss ein Angebot für eine Stelle an einem Gymnasium. „Auf Dauer wird man diese Angebote aber immer weniger aufrecht erhalten können. Wir brauchen einfach in der Summe mehr Lehrer an den Haupt-, Real- und Oberschulen“, sagte Tonne. Insgesamt nannte der Kultusminister das Ergebnis bei den Neueinstellungen von Lehrern zum Start des Schuljahres respektabel. Bisher konnten 1789 von 1900 ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Das ist eine Quote von mehr als 94 Prozent. „Es ist auch noch ein bisschen Bewegung drin, die Marke von 1800 werden wir noch erreichen“, hofft Tonne, der das Verfahren für weitere Bewerber geöffnet hält. https://soundcloud.com/user-59368422/wurden-sie-schon-opfer-von-hassnachrichten-herr-tonne Währenddessen laufen schon die Vorbereitungen für die Neueinstellungen zum Schulhalbjahr. Dabei setzte sich der Trend fort, mehr Lehrkräfte einzustellen als in den Ruhestand gehen. Das Kultusministerium wird insgesamt 1350 Stellen ausschreiben, zugleich geht man davon aus, dass 780 Lehrer aus dem Dienst ausscheiden werden. Bei der Unterrichtsversorgung geht es dadurch Tonne zufolge in die „richtige Richtung“, es blieben aber unverkennbar deutliche Probleme, das betreffe vor allem Haupt- Real- und Oberschulen. Allein an diesen drei Schulformen werden zum Halbjahr 450 Stellen ausgeschrieben, mehr als jede dritte im Raum Osnabrück.

Imagekampagne für Lehrerberuf noch in diesem Jahr

Zugleich will Tonne stärker positiv auf den Beruf des Lehrers aufmerksam machen. Noch in diesem Jahr soll der Startschuss für eine Imagekampagne fallen. Der Zuschlag an eine Agentur sei bereits erfolgt. Es solle bei der Kampagne nicht nur um Werbung für den Beruf des Lehrers gehen, erläuterte Tonne, sondern vielmehr auch um Wertschätzung  und eine Aufwertung des Berufs. Die Bedeutung der Arbeit solle in der Gesellschaft deutlich gemachen werden.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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