1. Nov. 2021 · 
P und P

Früherer DDR-Bürgerrechtler kritisiert heutige Zeit mit DDR zu vergleichen

Rainer Eppelmann, früherer DDR-Bürgerrechtler, Pfarrer und CDU-Politiker, hat Kritik geübt an jenen, die das aktuelle politische System in der Bundesrepublik mit der DDR gleichgesetzten. Bei einer Veranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Hannover sagte er: „Wenn ich höre, was wir heute haben, sei wie die DDR, kann ich nur sagen: Ihr habt da entweder nie gelebt oder ihr habt nicht mitbekommen, wie es damals war.“ Er schlug aber vor, mit diesen Menschen besonders „fürsorglich“ zu reden, weil es in einer Demokratie wichtig sei, im Gespräch zu bleiben – „so anstrengend und frustrierend das manchmal auch ist.“ Ähnlich äußerte er sich zu der aktuellen politischen Lage in Osteuropa. Dass dort derzeit autoritäre Strukturen fußfassten, begründete er zum einen damit, dass den Menschen dort 40 Jahre Erfahrung mit der Demokratie fehlten, die Westeuropa ihnen voraus habe.

Das demokratische Prinzip, zu streiten und dann aber auch Kompromisse zu finden, müsse erlernt werden. Außerdem glaubt Eppelmann, viele Menschen etwa in Polen oder Ungarn hätten das Gefühl, die Kontrolle sei von Moskau direkt auf Brüssel übergegangen. Er appellierte jedoch: „Wir müssen mit ihnen weiter reden!“ Auf die Nachfrage, ob er ein Problem darin sehe, dass auch 30 Jahre nach der Deutschen Einheit zu wenig Ostdeutsche in wichtigen Positionen seien, erläuterte er, warum er diese Problembeschreibung nicht einfach teile. Zum einen habe es mit Angela Merkel und „meinem Freund“ Joachim Gauck zwei Ostdeutsche in höchsten Staatsämtern gegeben. Speziell am Beispiel der Generäle der Bundeswehr mit ostdeutschen Wurzeln erzählte Eppelmann von einer Begegnung mit einem ostdeutschen Bundeswehrangehörigen, der sagte, es brauche in der Bundeswehr einfach 30 Jahre, um General zu werden – da dürfe es dann auch keine Ausnahmen für Ostdeutsche geben. Allgemeiner formulierte 78-jährige letzte DDR-Verteidigungsminister schließlich: „Die Besten sollen es sein.“ Das bezog er auch auf andere Quoten und erinnerte die Männer daran, dass sie begreifen müssten, dass die Besten eben auch Frauen sein können.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #194.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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