Juliane Lang, Rechtsextremismusforscherin an der Universität Gießen, sieht zunehmend Schwierigkeiten, über die Gleichstellung der Geschlechter zu sprechen. „Ich weiß von einzelnen Gleichstellungsbeauftragten, die den Begriff ,Gender‘ mittlerweile meiden und stattdessen über Vielfalt sprechen“, beobachtet sie. Das Wort löse sofort Unwillen in vielen Runden aus. Dass es soweit gekommen sei, sei auch ein Fehler der Wissenschaft, die sich zu lange aus öffentlichen Debatten zum Thema herausgehalten habe. Damit habe sie es den Gegnern des Konzepts überlassen, den Begriff ,Gender‘ in die öffentliche Diskussion zu tragen. Lang warnte auf einer Tagung des Landespräventionsrates vor einem erstarkenden Antifeminismus. „Demokratisch legitimierte Prozesse und Werte unserer Verfassung werden in Frage gestellt“, sagte sie. Antifeministen erklärten Fortschritte bei der Gleichstellung nicht mit einer erfolgreichen Umsetzung von Artikel 3 des Grundgesetzes, sondern mit einer Verschwörungserzählung von einer „Femi-Lobby“, die angeblich die Institutionen unterwandere. Antifeminismus sei so alt wie der Feminismus selbst, erläuterte Lang. Um 1900 etablierte er sich in den gesellschaftlichen Debatten. Ziel sei, Unterschiede zwischen Menschen zu verteidigen und zu legitimieren. „Die Anlässe zur Mobilisierung sind austauschbar“, sagte Lang: Ging es früher um den Zugang zu Universitäten und das Wahlrecht für Frauen, so stehen heute der Paragraf 218, die Ehe für alle und das Selbstbestimmungsgesetz im Fokus.


