FDP-Politiker Hans-Heinrich Sander gestorben
Hans-Heinrich Sander, ehemaliger Umweltminister (2003 bis 2012) in der CDU/FDP-Koalition unter Ministerpräsident Christian Wulff, ist kurz nach seinem 72. Geburtstag gestorben. Die Nachricht vom Tode des engagierten FDP-Politikers hat landesweit Trauer ausgelöst. Sander, dessen Vater schon als Landwirt und Abgeordneter gearbeitet hatte, war ein Prototyp des sehr bürgernahen, in der Kommunalpolitik fest verwurzelten Volksvertreters. Er wollte als junger Mann die landwirtschaftliche Laufbahn einschlagen, verlor aber bei einem Arbeitsunfall den linken Unterarm – und entschied sich, das Abitur nachzuholen und Lehrer zu werden. Auf seinem Hof in Golmbach (Kreis Holzminden) hat er über all die Jahre seinen Obstbetrieb als Nebenerwerb betrieben – auch parallel zu den politischen Aufgaben, die dann vor allem nach der Landtagswahl 2003 verstärkt auf ihn zukamen.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen kam die FDP damals nicht nur zurück in den Landtag, sondern gleich auch in die Regierung. Sander, der schon als Vize-Landrat und stellvertretender FDP-Landesvorsitzender eine einflussreiche Figur in der Partei war, wäre wohl gern Landwirtschaftsminister geworden, zumal die Agrarpolitik von Kindestagen an seine Leidenschaft war. Doch die Bauernpartei CDU beharrte auf diesem Ressort, also musste Sander in das Umweltministerium gehen. Dort hat er mit seiner leutseligen, humorvollen und oft verschmitzten Art Eindruck hinterlassen – und nicht selten seine Gegner, vor allem bei eifrigen Umweltschützern und Grünen, zur Weißglut getrieben.
Ein 2003 nach einem Besuch im Schacht Konrad aufgenommenes Foto, das ihn mit einem T-Shirt und Aufdruck „Kerngesund“ zeigt, löste mächtigen Wirbel aus. Als er 2006 in der Kernzone des Biosphärenreservates Elbtalaue eigenhändig mit der Kettensäge Bäume entfernte, weil diese den Hochwasserschutz behindert hätten, schalteten seine Gegner sogar die EU-Kommission ein. Großen Ärger lösten auch seine später vor Gericht kassierte Weisung an die Stadt Hannover aus, die dritte Stufe der Umweltzone auszusetzen, sowie seine Personalpolitik im Ministerium.
Dass er mit seiner Haltung pro Kernkraft, pro Landwirtschaft und gegen ideologisch geprägten Umweltschutz vor allem die Umweltverbände immer wieder stark provozierte, war Sander durchaus bewusst; er verstand es sogar zunehmend, diese Konflikte zum Vorteil der eigenen Profilierung zu nutzen. Dabei war seine Haltung nie gespielt, er lebte sie aus tiefer innerer Überzeugung – und im Laufe seines Wirkens klang bei ihm immer stärker auch die Distanz seiner bäuerlichen, ländlichen Herkunft zu dem von ihm als abgehoben und praxisfern empfundenen Politikbetrieb in Hannover durch. Sander, der lange schon krank war, starb am Sonnabendnachmittag im Krankenhaus. Bis zuletzt, sagen Mitstreiter, hat er sich für die Politik in seinem Umfeld engagiert.