Fall Lügde: Grüne üben scharfe Kritik an der Sozialministerin
Nach dem mutmaßlichen massenhaften Kindesmissbrauch in Lügde hat Grünen-Fraktionschefin Anja Piel die niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann scharf kritisiert. Sie habe gestern mit dem Zeigefinger auf den Landkreis gezeigt, selbst aber kein Konzept, wie man die Zusammenarbeit zwischen Jugendämtern und Polizei für bessere Kinderschutz stärken könne. „Das ist nicht die Rolle einer Sozialministerin“, sagte Piel.
Die Landesregierung hätte in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Nordrhein-Westfalen ein Konzept vorlegen sollen, anstatt lediglich einem Landkreis, in dem offensichtlich Fehler passiert seien, Vorwürfe zu machen. Reimann hatte ihr Unverständnis darüber geäußert, wie das Jugendamt Hameln-Pyrmont drei Hinweise innerhalb eines halben Jahres habe falsch würdigen können. „Hier zeigt sich eine fatale Fehleinschätzung“, sagte die Sozialministerin.
Ministerium will Konzept vorlegen
Im Ministerium ist in den vergangenen Tagen aber offenbar an einem Konzept gearbeitet worden. Heiger Scholz, Staatssekretär im Sozialministerium, soll es am Donnerstag im Sozialausschuss des Landtags präsentieren. Im Herbst soll es zudem eine Tagung geben, auf der über die Schutzsysteme von Jugendämtern beraten werden soll.
Hintergrund der Debatte ist der Missbrauchsfall auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe. Der arbeitslose Dauercamper Andreas V. (56) soll dort mehr als 30 Kinder in seinem Wohnwagen missbraucht haben. Der Hamelner Landrat Tjark Bartels hatte gestern in dem Fall weitere Versäumnisse einräumen müssen.
Lesen Sie dazu auch:
Der Fall Lügde – oder: Wenn eine Behörde das Offensichtliche einfach nicht erkennen will