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Positive Reaktionen löst diese Entscheidung nun unter anderem bei der früheren hannöverschen Landesbischöfin Margot Käßmann aus. Gegenüber dem Politikjournal Rundblick erklärte sie, dass sie sich über die Nachricht freue. „Sie entspricht der Realität, dass in beiden Klöstern längst keine Mönche mehr zölibatär leben. Sie haben neue Rollen und Aufgaben gefunden in unserer Zeit.“ Das Kloster Loccum sei heute geprägt von jungen Frauen und Männern, die sich im Vikariat auf den Pfarrberuf vorbereiten, sagte die Theologin, die 1999 zur ersten Bischöfin der Landeskirche Hannovers gewählt worden war. Käßmann war zudem von 2009 bis 2010 die erste Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Konvent wehrte sich lange gegen Frauen
Selbstverständlich ist dieser Schritt derweil nicht. Intensive theologische Beratungen und Abstimmungen seien der Entscheidung vorangegangen, erklärte die Landeskirche Hannovers gestern. Bereits 2013, zum 850-jährigen Jubiläum des Klosters Loccum, hatte Landesbischof Ralf Meister angeregt, über eine Öffnung für Frauen nachzudenken. Damals wurde der Vorschlag noch von den älteren Männern im Konvent mit Verweis auf die traditionelle Verbindung zu den katholischen Glaubensbrüdern weltweit abgelehnt. Die beiden Klöster stehen in der Tradition der Zisterzienserklöster.Heute ist das Kloster Loccum Sitz des Predigerseminars verschiedener evangelischer Landeskirchen, im Kloster Amelungsborn finden Tagungen statt und Pilger können dort einkehren. Anders als die Frauenklöster, die in einer rein protestantischen Tradition stehen, werden Loccum und Amelungsborn nicht mehr von ihren Konventen dauerhaft bewohnt. In 15 der 17 Frauenklöster, die es im Zuständigkeitsbereich der Klosterkammer Hannover gibt, leben hingegen tatsächlich noch von Äbtissinnen geführte Frauenkonvente.Künftig könnte Landesbischöfin auch Äbtissin werden
Die Öffnung der beiden Klosterkonvente ist nun auch aus einer anderen, durchaus politischeren Perspektive etwas Besonderes. Denn der Abt zu Loccum ist so etwas wie eine traditionelle Ehrenposition, das Konvent ohnehin kein Mönchsorden mehr, sondern eine Gruppe altgedienter Kirchenmänner. Lange Zeit wurde das Amt des Abtes zu Loccum traditionell in Personalunion vom jeweiligen Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ausgeführt. Durcheinandergeraten ist diese Tradition erst durch die Wahl Käßmanns zur Landesbischöfin, denn als Frau stand ihr damals die Ehrenposition nicht zu. „Als ich vor mehr als zwanzig Jahren zur Landesbischöfin gewählt worden war, wurde das im Konvent des Klosters Loccum eher als Problem wahrgenommen. Eine Äbtissin schien unvorstellbar“, berichtet Käßmann auf Anfrage des Politikjournals Rundblick.