Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende von Enercity, fordert die Niedersachsen auch weiterhin zum Energiesparen auf. „Diese Krise ist noch nicht vorbei, strukturell sind die Probleme noch nicht gelöst. Wir gehen davon aus, dass im Herbst noch eine Verschärfung der Lage kommen wird“, sagte Zapreva gestern in Hannover. Eine langfristige Entspannung erwartet die Enercity-Chefin, die der sogenannten „Gaskommission“ auf Bundesebene angehört hat, frühestens Mitte 2024. Die eigenen Gasspeicher will das Unternehmen deswegen in den kommenden Monaten durchgängig gut gefüllt lassen, bundesweit liegen die Speicherstände bei 64 Prozent.

In den Geschäftszahlen für 2022 hat die Energiekrise deutliche Spuren hinterlassen. „Wir sind eines der wenigen Unternehmen, die bei den Energiepreisen unter den Preisbremsen geblieben sind“, sagte Zapreva. Trotzdem hat Enercity trotz eines Kundenanstiegs deutlich weniger Strom (minus 31,3 Prozent) und Gas (minus 28,7 Prozent) als noch im Vorjahr abgesetzt. Auch das Unternehmen reduzierte seinen Erdgasverbrauch bei der Stromerzeugung (minus 30 Prozent) und produzierte dafür mehr Kohlestrom (plus 40 Prozent). Am geplanten Kohleausstieg für Hannover ab 2025 ändert das aber nichts.
Den Konzernumsatz konnte Enercity erstmals auf über 8 Milliarden Euro steigern. Das Umsatzplus von 61 Prozent hängt vor allem mit höheren Materialkosten (plus 66 Prozent) zusammen. Enercity legte aber auch bei Gewinn, Investitionen und Eigenkapital zu. „Wir sind sehr, sehr stolz. In allen Kennzahlen haben wir einen signifikanten Anstieg verzeichnet“, freute sich Zapreva. Sie berichtete auch von einer riesigen Nachfrage nach Fernwärme und Photovoltaik. Bei den Solarmodulen gebe es aber große Engpässe. „Ziel muss es sein, dass jeder Kunde innerhalb von acht Wochen die Anlage auf dem Dach hat. Da sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen“, sagte die Enercity-Chefin.