10. Nov. 2025 · 
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DRK Niedersachsen betont: Bund und Land müssen mehr für den Zivilschutz leisten

Wie geht es weiter mit dem Zivil- und Katastrophenschutz in Niedersachsen? Das DRK hat hohe Erwartungen - und der Ministerpräsident richtet Forderungen an den Bund.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Niedersachsen hat sich mit der aktuellen Weltlage beschäftigt – und dabei eine Verschiebung der politischen Prioritäten festgestellt. „Krisen kommen nicht mehr selten, sie kommen regelmäßig. Geopolitische Spannungen, Auswirkungen des Ukrainekrieges, Terrorgefahr, Angriffe auf kritische Infrastruktur, Klimaextreme mit Starkregen oder Hitzeperioden mit großflächigen Bränden und die Erfahrungen aus Pandemien zeigen, wie verletzlich unsere Gesellschaft ist. Ein starker Bevölkerungsschutz ist daher unverzichtbar!“, erklärte Hans Hartmann, Präsident des DRK-Landesverbandes Niedersachsen, in seiner Ansprache vor 150 Gästen – darunter Vertretern von 43 Kreisverbänden. Auch Ministerpräsident Olaf Lies und Christian Reuter, Generalsekretär des DRK-Bundesverbandes, waren gekommen.

„Die Teilnahme an der DRK-Landesversammlung war mir persönlich wichtig“, erklärte Ministerpräsident Olaf Lies und fügte hinzu: „Mit seinen fast 27.000 Beschäftigten und mehr als 20.000 ehrenamtlich Aktiven ist das DRK in Niedersachsen eine zentrale Säule des Rettungswesens, der sozialen Wohlfahrtspflege und des Zivil- und Bevölkerungsschutzes in unserem Land. Mein herzlicher Dank gilt allen engagierten Helfern.“ Angesichts zunehmender Wetterextreme, hybrider Bedrohungen und Attacken auf Infrastruktur werde ein leistungsfähiger und bedarfsgerechter Katastrophen- und Zivilschutz immer wichtiger. In Niedersachsen habe sich die Regierung bereits in den vergangenen Jahren mit großen Schritten zur Stärkung des Katastrophen- und Zivilschutzes auf den Weg gemacht und jetzt mit dem „sicherheitspolitischen Dialog“ auch ein zentrales Arbeitsforum geschaffen. Lies fügte hinzu: „Ich bin froh, dass wir dabei mit dem DRK einen starken Partner an unserer Seite haben, mit dem wir immer im engen Austausch stehen.“ Die Landesregierung setze sich auch beim Bund nachdrücklich dafür ein, dass die Ausstattung für den Zivil- und Katastrophenschutz verbessert wird und Rechtsgrundlagen und Konzepte den aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Dabei gehe es beispielsweise um moderne Transportwagen, Feldküchen, sowie die strategische Trinkwasser- und Kraftstoffversorgung. Der Bund müsse hier „seiner Verantwortung für den Zivil- und Katastrophenschutz gerecht werden und deutlich mehr investieren“.

DRK-Generalsekretär Christian Reuter merkte an: „Angesichts von Kostensteigerungen sind jahrelange Nullrunden im Bereich der sozialen Infrastruktur wie in Niedersachsen de facto Kürzungen. Damit muss Schluss sein, denn die sozialen Angebote sind das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Sie zeigen Tag für Tag und ganz praktisch, dass es verlässliche staatliche finanzierte Strukturen gibt, die Menschen unterstützend zur Seite stehen. Um soziale Angebote durchführen zu können, sind wir an vielen Stellen auf das gesellschaftliche Engagement der Bevölkerung angewiesen. Um dieses zu stärken, sind die Freiwilligendienste attraktiver zu gestalten. Die Bundesregierung sollte beim Thema Wehrdienst die zivile Ergänzung nicht vergessen.“

DRK-Präsident Hans Hartmann ermahnte dazu, die „Zeitenwende“ nicht nur militärisch zu verstehen. Die Anforderungen im Katastrophenschutz seien gestiegen, aber die Finanzierung werde faktisch weniger. In Bezug auf ein Pilotprojekt des DRK zur Qualifizierung von Pflegeunterstützungskräften für den Zivilschutz, das der Landesverband in diesem Jahr bereits umgesetzt hat, erklärte er: „Angesichts der Bedrohungslagen und dem allgemeinen Mangel an Pflegekräften, sehen wir eine weitere Förderung für die Schulung von Pflegeunterstützungskräften als dringend geboten. Wer in Krisen an die Schwächsten denkt, der denkt an die Gesellschaft als Ganze.“

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #199.

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