Im Schatten der Auseinandersetzung um den Bundesvorsitz der CDU fällt bei den Christdemokraten in Niedersachsen noch eine andere Personalentscheidung: Am kommenden Sonnabend stellt die Partei ihre Landesliste für die Europawahl am 26. Mai nächsten Jahres auf – und damit ist die CDU ein Unikum, denn alle anderen Parteien bevorzugen Bundeslisten.

Die SPD, die seit der Europawahl 2014 insgesamt 27 deutsche Abgeordnete stellt, ist mit Bernd Lange (Hannover) und Tiemo Wölken (Osnabrück) im Brüsseler Parlament vertreten. Beide dürften auf der neuen Liste gut abgesichert werden mit den Plätzen sechs für Lange und zwölf für Wölken, für Platz 27 soll Cornelia Ott aus Hildesheim antreten. Die Grünen stellen bisher Rebecca Harms, die nicht wieder antritt. Es bewerben sich auf der Bundesliste Katrin Langensiepen (Hannover, Platz 9) und Viola von Cramon (Göttingen, Platz 19).

Die FDP stellt ihre Liste im Januar auf, der Landtagsabgeordnete Jan-Christoph Oetjen (Rotenburg-Wümme) soll voraussichtlich auf Platz 4 oder 5 der Liste kandidieren. Gesine Meißner (Lehrte), die bisher in Brüssel für die FDP im Parlament saß, tritt nicht erneut an. Die Linken hatten bisher Sabine Lösing (Göttingen) im EU-Parlament vertreten, die neue Bundesliste wird erst im Februar aufgestellt. Chancen auf Platz 11 werden Susanne Steffgen aus Ganderkesee zugebilligt. Auf der AfD-Europaliste ist bisher kein Niedersachse für eine vordere Position nominiert worden, die Aufstellung ist aber noch nicht abgeschlossen.

Platz 1 und 2 stehen fest

Die CDU hatte bisher vier Abgeordnete im Europaparlament – den früheren Ministerpräsidenten David McAllister, Burkhard Balz aus Stadthagen, Godelieve Quisthoudt-Rowohl aus Hildesheim und Jens Gieseke aus dem Emsland. Als Balz in den Vorstand der Bundesbank wechselte, rückte für ihn vergangenen September Stefan Gehrold aus Vechta nach.

Eigentlich herrscht bei der CDU der Grundsatz, dass jeder Abgeordnete, der es einmal in das EU-Parlament geschafft hat, auch für das nächste Mal abgesichert werden soll. Doch diesmal ist das nicht so eindeutig, zumal Gehrold schon in seinem eigenen Kreisverband Vechta umstritten ist. Außerdem gibt es Stimmen in der CDU, die bei der Europaliste ein Zeichen für die stärkere Repräsentanz der Frauen setzen wollen. Im Kern geht es dabei um die ersten vier Plätze auf der Landesliste. Unumstritten sind davon die ersten beiden.

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Spitzenkandidat dürfte wieder McAllister werden, der in den vergangenen Jahren eher unauffällig und sehr umsichtig seinen Einfluss im EU-Parlament ausgedehnt hat, er leitet seit vergangenem Jahr den Auswärtigen Ausschuss. Als Vize-Vorsitzender der Europäischen Volkspartei gilt der Deutsch-Brite auch als einer der wenigen, die enge Kontakte zu Großbritannien hervorragend pflegen können – eine Aufgabe, die mit dem Brexit immer wichtiger wird. Die Position zwei ist für Gieseke so gut wie sicher. Da die mitgliederstarken CDU-Bezirksverbände Hannover und Osnabrück-Emsland seit geraumer Zeit kooperieren, dürfte Gieseke mit hannoverscher Rückendeckung durchs Ziel gehen.


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Die Position drei wird frei, da Quisthoudt-Rowohl nicht erneut kandidiert. Ihr Verband, die Hildesheimer CDU, hat die frühere Bundestagsabgeordnete Ute Bertram nominiert. Sie dürfte aber zwei Gegenkandidatinnen bekommen – Martina Sharman aus Wolfenbüttel, unterstützt vom CDU-Landesverband Braunschweig, und Lena Düpont (32) aus Gifhorn, ehemalige Mitarbeiterin der Europaabgeordneten Ewa Klamt. Beobachter gehen von einem knappen Rennen mit leichten Vorteilen für Bertram aus.

In der CDU-Frauenunion gibt es allerdings Bestrebungen, mindestens eine der beiden bei Platz drei unterlegenen Frauen auch für Position vier ins Rennen zu schicken. Dort allerdings stehen sich schon zwei Männer, gestützt von Bezirksabsprachen, gegenüber. Die Hannoveraner wollen den JU-Landesvorsitzenden Tilman Kuban nominieren, der zumindest auch die Osnabrücker hinter sich weiß. Die Oldenburger möchten hier Gehrhold durchsetzen, obwohl sich für ihn ein Regional-Bündnis bisher nicht abzeichnet.