Döring tritt nicht an, Heinen-Klajic ergänzt "Ahnengalerie"
Patrick Döring, Vorsitzender der FDP Hannover und ehemaliger Generalsekretär der Bundespartei, wird nicht bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr kandidieren. Döring informierte gestern Abend die Gremien seiner Partei. „Ich war immer unabhängig durch meinen Beruf. Jetzt geht der Beruf einmal vor“, sagte Döring im Gespräch mit dem Rundblick. Döring ist im Vorstand der Agila-Haustierversicherung sowie der Wertgarantie-Versicherung. Vollständig aus der Politik zurückziehen will er sich aber nicht: Er bleibt weiterhin Vorsitzender des Stadtverbandes und Ratsmitglied in Hannover. Mit Dörings Absage ist das Rennen für die Bundestagsliste der FDP in Hannover völlig offen. Interesse an einer Kandidatur werden der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Claudia Winterstein sowie dem Fraktionsvorsitzenden im Rat Hannover, Wilfried Engelke, nachgesagt.
Gabriele Heinen-Kljajic, Wissenschaftsministerin, will die „Ahnengalerie“ mit Fotos ihrer Amtsvorgänger im Ministerium ergänzen. Unter das Bild von Eduard Pestel (Minister von 1977 bis 1981) soll ein Zusatzschild kommen, teilte die Grünen-Politikerin mit. Damit solle „der Ambivalenz des wissenden Betrachters Rechnung“ getragen und „zum Nachdenken angeregt“ werden. Die Aufarbeitung der Vergangenheit der Uni Hannover hatte am Wochenende zutage gefördert, dass Pestel 1933 dem NS-Studentenbund und der SA beigetreten war und 1938 während eines Auslandsaufenthalts in den USA an seine Hochschule schrieb, dass man in Amerika eine „wachsende Abneigung gegen die Juden“ bemerke, das Land aber nicht imstande sei, „den überwältigenden Einfluss der Juden im Osten der Staaten zu brechen“.
Zu Lebzeiten hatte sich der 1988 gestorbene Pestel, der nach 1945 intensiv für den Ausgleich mit Israel geworben hatte, jedoch nie zu seiner NS-Vergangenheit bekannt. Ein Hinweis unter der Ahnentafel im Ministerium, wie Heinen-Kljajic ihn anstrebt, wäre allerdings regierungsintern ein Novum – denn es gibt eine ganze Reihe von früheren Ministern, die unterschiedlich ausgeprägte NS-Belastungen aufweisen. Betroffen davon sind die Ahnengalerien des Justiz-, Kultus-, Innen-, Finanz-, Sozial- und Wirtschaftsministeriums. Hinweistafeln gibt es in den meisten Fällen bisher nicht.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #212.