Die Teilnehmerzahl beim Treffen des Linken-Wahlkampfteams ist überschaubar, der Unterschied zur SPD-Kampa sowohl frappierend als auch nachvollziehbar. Denn während die Sozialdemokraten in Niedersachsen mehr als 56.600 Mitglieder zählen, bekennen sich nur knapp 3300 zur Linkspartei. Die Landtagsfraktion der SPD besteht aus 54 Abgeordneten, die Linke hat seit 2013 keine Fraktion mehr im niedersächsischen Landtag. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Ressourcen, mit denen die Parteien nun ihre Wahlkämpfe vorbereiten und umsetzen können.


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Dossier zur Landtagswahl 2022 in Niedersachsen

Hinter den Kulissen Teil 1: Andruck bei der SPD


Kürzlich durfte ich an einer Videokonferenz des Linken-Wahlkampfteams teilnehmen. Neben dem Landesgeschäftsführer Christoph Podstawa und dem Pressesprecher Paul Wellsow schalteten sich noch ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle und drei ehrenamtlich engagierte Parteimitglieder zu. Die Teilnehmer kamen virtuell zusammen und saßen dabei irgendwo zwischen Hannover, Hildesheim und Lüneburg. Das wöchentliche Treffen der Arbeitsgruppe für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist in diesem Jahr zu einer treibenden Kraft bei der praktischen Umsetzung des Linken-Landtagswahlkampfes geworden.

Wahlkampfplanung digital: Mitglieder der Linken beraten über die Gestaltung ihrer Wahlkampfzeitung. | Foto: Kleinwächter

Auf der Tagesordnung steht bei jenem Treffen die Gestaltung der Walkampfzeitung. Mit einer mehrseitigen Broschüre will die Partei den Wählern ihre Positionen darlegen – deutlich ausführlicher als in einem kleinen Flyer. Die Publikation ist schon fast fertig, die Druckdaten müssen bald übermittelt werden. „Die Lebenshaltungskosten müssen weiter nach vorn“, sagt einer aus der Runde. Das ernste Thema, das die Linken ohnehin schon umtreibt, erfährt durch den Krieg in der Ukraine, die steigenden Energiekosten und die allgemeine Teuerungsrate dieser Tage noch einen besonderen Bedeutungszuwachs. Dass alles teurer wird, trifft längst nicht mehr nur die Ärmsten. Eine Chance für die Linken, mit ihren Forderungen breitere Bevölkerungsschichten zu erschließen?

Die Ämter-Listen müssen raus, das ist Parteienlogik”: Wie präsentiert man die Spitzenkandidaten? | Foto: Kleinwächter

Es folgen noch Artikel zu Inflation, Pflege, Bildung, Mindestlohn, Wohnen – linke Wahlkampfklassiker. Und natürlich gibt es auch ein Interview mit den beiden Spitzenkandidaten: Lars Leopold und Jessica Kaußen. Diskussionsbedarf gibt es dabei noch über die Inhalte, die im Infokasten zu den beiden aufgeführt werden sollen. „Die Ämter-Listen müssen raus, das ist reine Parteienlogik und interessiert da draußen niemanden“, sagt Podstawa. Dass Jessica Kaußen Kommunalpolitikerin in Hannover ist, reiche vollkommen aus. Stattdessen sollte lieber noch eine inhaltliche Positionierung mit aufgenommen werden.

Nach all den ernsten Themen soll es am Ende aber noch etwas Erfrischendes, Erheiterndes geben. Das Redaktionsteam hat sich dafür ein Kreuzworträtsel vorgenommen. Doch was soll da abgefragt werden? „Die Fragen dürfen nicht zu jung und hip sein. Die Zeitung hat eine ähnliche Streuwirkung wie die Plakate, deshalb müssen wir Jung und Alt gleichermaßen erreichen“, sagt Podstawa. Doch was ist ein Kreuzworträtsel ohne Gewinn? Diskutiert wird in der Runde über ein signiertes Buch von Gregor Gysi, aber auch Jan Korte hat eines geschrieben. „Macht es nicht zu kompliziert, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir nehmen jetzt den Gysi, fertig“, sagt einer der Teilnehmer. Klare Ansage.

Noch eine Frage zum Abschluss: „Wie sprechen wir die Leserinnen und Leser eigentlich an?“ – „Natürlich mit ‚Du‘. Siezen ist bei den Linken doch quasi eine Beleidigung“, antwortet Podstawa mit einem Augenzwinkern und resümiert: „Das Layout ist erfrischend, der rote Faden ist klar erkennbar, alle Themen, die man braucht. Eine super Teamleistung.“