Wir sind noch auf Fremdfirmen angewiesen. Ich halte es für nötig, auf Bundesebene die technischen Möglichkeiten der Polizei in Eigenregie entwerfen und ausbauen zu lassen.
Rundblick: Aber dazu müssten Sie auch auf Angebote für Trojaner zurückgreifen, die von privaten Firmen entwickelt wurden. Wie können Sie sicherstellen, dass keine Kooperation mit zweifelhaften Unternehmen eingehen müssen?
de Vries: Es gibt Verpflichtungen, Verträge und Kontrollen. Natürlich kann die Polizei nicht alles selbst entwickeln und programmieren, wir sind noch auf Fremdfirmen angewiesen. Ich halte es für nötig, auf Bundesebene die technischen Möglichkeiten der Polizei in Eigenregie entwerfen und ausbauen zu lassen. Ich denke, wir kommen künftig an diesem Weg auch nicht vorbei. Denn die Gesellschaft erwartet von der Polizei völlig zu Recht, dass sie drohenden Gefahren wirksam begegnen kann. Dazu müssen wir aber unter anderem die nötigen technischen Mittel haben.
Rundblick: Nicht nur in Bezug auf die rechtlichen Möglichkeiten sind Sie im Rückstand, auch technisch. Das sieht man am veralteten kriminaltechnischen Untersuchungslabor in Hannover…
de Vries: Seit 15 langen Jahren wird über einen Neubau für das LKA diskutiert, um dort alle Kompetenzen unter einem Dach zu bündeln, die uns auszeichnen und die uns stark machen. Jetzt endlich sind wir auf einem guten Weg. Im Landesetat stehen 120 Millionen Euro, die wir für ein modernes und zukunftsweisendes Vorhaben der kommenden Jahrzehnte brauchen. Bis Ende November sollen die Bieter die Möglichkeit haben, ein aussagekräftiges Angebot abzugeben. Im April, denke ich, können wir das Konzept im Haushaltsausschuss des Landtags vorstellen – und schon kurz darauf soll der Bau beginnen und 2022 fertig sein. Einige Liegenschaften an unseren verschiedenen Standorten im Stadtgebiet von Hannover sind stark abgängig, insbesondere unser Kriminaltechnisches Institut (KTI) an der Schützenstraße. Dort wird seit Jahren in Erwartung einer Neubaulösung nicht mehr investiert. Bereits beim Betreten des Gebäudes nimmt man einen Duft von Marihuana aus den Asservatenräumen wahr. Das KTI hat höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen. Aufsehenerregende Gerichtsverfahren im ganzen Land fußen auf Gutachten, die hier in auditierten Prozessen von den Mitarbeitern erstellt werden. Die Aufrechterhaltung dieser zentralen Schaltstelle KTI ist aktuell unter diesen Bedingungen mehr als kritisch zu betrachten. Ein Neubau ist unumgänglich und mittlerweile auch fraktionsübergreifend anerkannt. Die Untersuchungszeiten sind immer wieder Gegenstand von Kritik, sowohl intern als auch seitens der Justiz. Von veralteter Technik müssen wir zwar noch nicht sprechen, wir sind in vielen Feldern sogar bundesweit Vorreiter. Dennoch sind Absprachen mit der Justiz über den Umfang der Untersuchungen erforderlich. Wir wünschen uns hier, zum Beispiel bei Verpackungsmaterial von Rauschgift, eine Begrenzung auf ein vernünftiges Maß.